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■ Urdrüs wahre KolumneVolker hört die Signale

Um die sozialpolitische Gemeingefährlichkeit weitverbreiteter Hundehaltung zu begreifen, muß mensch nicht nur an jene Obdachlosen denken, die aus Liebe zu ihrem Rex auch bei 20 Grad minus die Notunterkunft meiden: Ein Lied davon zu singen weiß sicher auch jener bremische Straßenräuber, der dieser Tage eine Geldbombe aus irgendeines Geschäftsinhabers Einkaufskorb zu greifen gedachte, stattdessen aber die Dose mit Hundefutter erwischte. Hoffentlich war's wenigstens lecker!

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Der penetrante Galleria-Charme des Bremer Hauptbahnhofs der neuen Bahn mitsamt menschenfeindlich-kundenfreundlicher Hausordnung zeigt seine wahre Fratze in diesen Tagen, da selbst die bundesweite Führungscrew des Unternehmens ihr Herz für Penner, Junkies & Co. KG entdeckt und ihnen als Schutz gegen den Tiefkühltod bahneigene Wandelhallen anbietet. Das hiesige Stations-Direktorium aber schert sich einen Deubel darum, beruft sich auf seine Unzuständigkeit statt korrekter auf seine Unanständigkeit und schickt die Betroffenen hinaus in die Arktis. Ob der Herr Bahnhofsmänätscha Peter L. denn überhaupt nicht weiß, daß so ein Schweinkram im großen Buch des Lebens unkaputtbar festgehalten und am Tage X über seine Verweildauer in Hölle und Fegefeuer entscheiden wird? Und macht es ihm denn gar nichts aus, daß sein Name inzwischen als Beleidigung gehandelt wird? Schon fordern Peter Mosleitener, Peter Alexander, Peter Maffay und Peter Pan, diesem Mänätscha das Recht zum Peter-Sein abzusprechen.

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Bei Redaktionsschluß war mir nicht bekannt, welcher Super-Promi gestern die Radler bei den Six-Days in der Stadthalle mit Pistolenschuß so erschreckt hat, daß sie auf und davon strampelten. Persönlich hätte ich ja gern den Schlagersänger Lars Vegas für diesen Job engagiert, aber das wäre der heimischen Freibier-Schickeria und ihrem Führungspersonal natürlich nicht fein genug, da muß es denn schon einer von den greisen Tenören sein oder Gorbatschow, Madonna, Bärbel Bohley – diese Kragenweite also.

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Verein für hochintelligente Menschen nennt sich der IQ-Maximalistenclub Mensa e.V., und diese Behauptung kann ich denen einfach nicht abnehmen, wenn die Superhirne in bremischen Stadtmagazinen mit dem Dummschnack werben: „Denken – im Verein am schönsten“. Schön doof. Jawoll, Herr Schriftführer!

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Wie ansprechend dagegen diese private Kleinanzeige: „Volker (16) hört die Signale. Für Jugendliche ab 16 jeden Dienstag um 16 Uhr Marx-Lesegruppe in der Findorffstraße 110.“ Bitte melden: Ich will euch eine Runde Bier spendieren!

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Nach der Rückkehr aus dem Urlaub unweit der Heiligen Stadt Kairouan registriere ich mit besonderer Sensibilität die Zeichen der Islamisierung Bremens: Punkt 16.34 (!) wird heute zum Auftakt des Ramadan Ralfman Borttscheller sein ungläubiges Haupt in der Finn- dorffer Moschee beugen, und am kommenden Mittwoch zeigt sich Henning Scherf um 16.42 als schulterklopfender Kommunikator in der Gröpelinger Mevlana-Moschee. Ob auch nur einer von ihnen wenigstens eine Handvoll der 99 Namen Allahs zu nennen weiß oder gar den einen Namen mehr, dessen Kenntnis dem Kamel sein arrogantes Auftreten legitimiert? Allen Moslems in Stadt und Land jedenfalls viel Spaß beim Fastenbrechen nach Sonnenuntergang wünscht mit Leib und Seele Ullali Ben Reineking

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