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■ Urdrüs wahre KolumneKeep classic!

Seinem Ruf als leicht zu beleidigende Leberwurst will einmal mehr der öffentlich Bedienstete Dieter T. gerecht werden: Diesmal möchte er den Endesunterzeichneten wegen einer Glosse im DAB-Magazin „Stimme“– vermutlich wegen der Bezeichnung „Brachialpsychologe“– vor Gericht zerren, obwohl das ja eigentlich noch viel schöner klingt als Ausländeramtsleiter, Bausparer, ADAC-Mitglied oder was sonst so zu ihm passen mag. Wir warten ab und wünschen allen Menschen in Abschiebehaft Ruhe vor diesem Trappmann.

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Über eine besonders niederträchtige Form der üblen Nachrede seitens der Deutschen Bahn AG gehe ich hingegen mit der mir eigenen Größe hinweg: Meint doch beim Reservieren des Zugplatzes für eine Wochenendfahrt nach Berlin die eigentlich sehr sympathisch wirkende Dame im Reisezentrum: „Da wollen Sie doch bestimmt zur Love Parade!“Nein, Gnädigste, ich bin da oben noch ganz frisch/der Scheiß ist zu öde, dahin zieht mich nix! Und bleibe ich allen Pressekampagnen zum Trotz der Kelly-Family treu und lade aus dem LeserInnenkreis dieser Kolumne einen emotional hochstehenden Mitmenschen ein, mit mir gemeinsam das Konzert von Angelo, Maithe, Paddy & Co im Weserstadion live zu erleben, ohne zynische Kommentare, bittesehr. Dieses eindrucksvolle Event verlose ich samt Freikarte und einigen Bieren zum „Chill Out“im Lustigen Schuster ganz ernsthaft unter allen, die sich heute, 11. Juli, zwischen 13 und 14 Uhr melden unter

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Den schönsten Satz dieser Woche in diesem Blatt formulierte gestern jago unter dem Titel „Farbanschlag gegen Affenforscher“. Professor Flohr habe es sich als Tierschutzbeauftragter der Uni nicht nehmen lassen, „die anatomischen Arbeiten am experimentell geschädigten Affenhirn einer Kollegin zu loben“. Manchmal gehen die Dr. Mabuses schon ganz schön weit!

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Bei einer Grillparty in der Waller Feldmark ist es dieser Tage wieder mal so weit: Gleich vier Kampfhennen an einem Tisch mokieren sich über männliche Mode-Allüren und damit natürlich auch über weiße Socken, die angeblich das Letzte sind! Aus dem Fach- und Ramschhandel aber wissen wir, daß solche Fußbekleidung bevorzugt dort angeboten wird, wo vier Paare bescheidene 9,98 Mark kosten. Die Beharrlichkeit, mit der Millionen kostenbewußter Männer dem Weiße-Socken-Verdikt der geplapperten und veröffentlichten Meinung trotzen, erfüllt mich mit nämlichem Stolz wie das Festhalten meiner Geschlechtsgenossen an halblangen Feinripp-Unterhosen. Verweigern wir richtigen Kerle uns also weiterhin samtig-schillernden Schwanz-Futteralen mit String: Keep cool, man, keep classic!

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Auf dem Flohmarkt verramschen zwei Teenies offenbar die bewegte Jugend ihrer Erzeugergemeinschaft. Da gibt es Dokumentationen über Lastwagen für Zimbabwe, diverse Ausgaben „Kämpfende Jugend“und zudem Anti-AKW-Dokumentationen gleich stapelweise. Jüngste Spur der politisch-sozialen Biographie ist ein riesiger Wal-Schmöker aus dem literarischen Versandhaus 2001, und als ich die beiden Mädels frage, ob die Eltern nicht das eine oder andere Stück hätten behalten wollen, erfahre ich: „Die sammeln von dem Kommunisten-Zeug nur noch alte Erstausgaben.“Immerhin! Bakunin schrieb auch auf teuren Seiten gerade...

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Im übrigen bin ich der Meinung, daß von Bock & Polach als Steward der Senatsbarkasse keine schlechte Figur machen würde: „He, Bocki, bring uns nochen Bommi mit Pflaume!“Würde jedenfalls gern mal rufen

Ulrich Reineking etc.

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