■ Urdrüs wahre Kolumne: Let me be your Valentine!
Ab sofort ist Bremen wieder fest im Würgegriff der Bürgerparktombola. Endlos schnatternde Vorstadtmoderatoren peinigen unfreiwillige OhrenzeugInnen mainstream-musikalisch unterlegt mit Tiraden bar jeden Sinnes. Vor den euphorisch „Glückspavillon“genannten Bretterverschlägen sammeln sich griesgrämige Gewinner, um nach absolvierter Warteschleife mit einer Tüte Keks oder der Freikarte für die Butterfahrt abgespeist zu werden. Müssen dabei noch den Hohn der Umstehenden über sich ergehen lassen: Warum werden die Preise nicht diskret verpackt wie Markenpräservative übergeben? Und wer dann irgendwie doch den Jackpot des Schicksals knacken sollte und mit einem Automobil beschert wird, muß sich damit in der größeren Heimatzeitung ablichten lassen und bekommt prompt von seinem Sachbearbeiter auf dem Arbeitsamt die Stütze reduziert, weil Voraussetzung für „Hilfe“nun mal Bedürftigkeit ist. So, genauso abgefuckt, lacht Fortuna ihre Gläubigen hierzulande aus!
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Nachdem Space- und Ocean-Park nunmehr mit einiger Sicherheit abgesagt sind, wird Onkel Köllmann wohl nach Wahrung kurzer Schamfrist die Gemeindekasse mit Forderungen auf Schadenersatz traktieren: Hätten die Liegenschaftsverwalter der landeseigenen Luftschloß-Projektierung rechtzeitig auf den Endesunterzeichnenden gehört – man hätte sich vermutlich den nächsten Flop mit Mjusicäl tatsächlich leisten können. Würden mich diese Strunzköppe doch bitte ein einziges Mal in der Prognose widerlegen, damit mein fataler Hang zu Rechthaberei und Altersstarrsinn nicht noch durch immer neue Fakten verstärkt wird!
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Das Fischrestaurant Knurrhahn ist der LiebhaberIn von geballter Eiweißzufuhr nicht nur wegen seiner kulinarischen Verwöhnqualität bekannt, sondern auch wegen der dort vorherrschenden Designkultur, die jede Mahlzeit zur nostalgischen Zeitreise in die vertraute Kulisse sonntäglicher Restaurantbesuche mit den verehrten Eltern werden läßt. Daß hier auch SERVICE groß geschrieben wird, belegt die Geste jener Servierkraft, die dieser Tage zwei korpulenten Mahlzeitern je eine Extra-Serviette mit den Worten reichte: „Mein Mann ist auch son Stattlicher, da wird doch schon mal öfter gekleckert und wär dann ja schade um's Hemd ...“. Solche vorausschauenden Menschen in der Bürgerschaft, und Bremen hätte eine Zukunft!
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Im niedersächsischen Bückeburg wird Bürgermeister Helmut Preul seit einiger Zeit von weiblichen Stöhnanrufen belästigt und setzt sich nun mit Fangschaltungen zur Wehr. Wat dem einen sien Uhl, is dem annern sien Nachtigall: Entsprechend disponierte Mädels dürfen bei mir stets auf ein warmes Ohr hoffen, solange sie sich an verkehrsübliche Zeiten halten.
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Ein Vivat dem Geburtstagskind! Zwar wartete wohl jede ehrbare HanseatIn darauf, daß Madame Lothár zum 65. Geburtstag mit der Wilhelm-Kaisen-Medaille oder zumindest mit dem Posten der Kultursenatorin ausgezeichnet werden würde, aber was nicht ist, kann ja noch kommen. Und wenn das offizielle Bremen sich dann doch entschließen würde, das Lebenswerk dieser grandiosen Fummeltrine mit der Schaffung eines richtig großen Revuetheaters im Herzen der Stadt zu krönen und diese Stätte des sinnlichen Vergnügens in eben ihre zarten Hände zu legen – tja genau dann könnten wir endlich mal der ureigentlichen Passion nachgehen: Loben und preisen statt stänkern und pöbeln!
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Klotzen statt kleckern. Dieses Motto empfiehlt offenbar ein Waller Blumengeschäft zum morgigen Valentinstag und wirbt im Schaufenster ganz und gar uneigennützig mit diesen handgeschriebenen Worten für florale Präsente im Maxi-Format: „Sag es mit Blumen. Kleiner Strauß – kleine Liebe. Großer Strauß – große Liebe!“Alle Blumen aus dem botanischen Garten schenkt Dir, liebenswerte Leserin, mit der ganzen Kraft des leicht verfetteten Herzens
Ulrich „Flowers“Reineking
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