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■ Urdrüs wahre KolumneÜberschwemmungsgebiet!

Ach was muß man oft von öden Buben hören oder lesen. Nachdem die Jungs von Volker Rühe (“mit mir die Rote Armee aufbauen“) den Tempel von Grasberg durch ihre uniformierte Anwesenheit verunreinigt und dem Gelöbnis-Verbot von GOTTVATER SELBST in aller Christenöffentlichkeit widersprochen haben, schaffen Bertis Buben gegen Oman mühevoll ein 2:0. Dies zumindest sollte dem einfachen Panzergrenadier zu denken geben, der den Montage-Einsatz in Bagdad schon als Abenteuerurlaub gebucht hat: Zurück kommt man immer, fragt sich nur wie! Und allen GrasbergerInnen, die nach dem Spektakel nicht mehr mit ihrem wehrmachtsbegeisterten Mitbürger leben wollen, vermittle ich gern ein freundliches Exil in anderen Provinzen, wo es auch Schinken von glücklichen Schweinen und Eier von freischwebenden Mistkratzern gibt.

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Die FAZ versteckt ja meistens ihre klugen Köpfe, doch in der Meinungsspalte ihres Feuilletons hatte ein solcher Pfiffikus mit dem Kürzel „fau“jetzt sein Coming Out. Er verweist in seinem Blick auf den von Henning Scherf gesponserten Großen Lauschangriff auf den Stand der Technik, wonach die automatischen Computersysteme der Abhöranlagen diverser Geheimdienste schon jetzt durch bestimmte Worte in Betrieb gesetzt werden können. Und empfiehlt nun als Strategie zur Datenüberflutung dieser Apparatur, in jedes beliebige Telefonat mit dem Pizza-Bringdienst oder dem Erbonkel ohne größeren Sinnzusammmenhang deutlich artikuliert und möglichst hochdeutsch entsprechende Signale einzubauen: Der FAZ-Autor schlägt dazu die yogischen Mantren SAD-DAM-HUS-SE-IN oder für die US-amerikanischen Dienststellen auch BO-XER-SHORTS vor. Für diesen Vorschlag ernenne ich den Herrn/die Dame „fau“zum Ehren-Dada '98 und bringe ihn/sie für den Gustav-Heinemann-BürgerInnenpreis wärmstens in Empfehlung.

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Daß Werder-Willi Lemke das Weserstadion zur wundervollen Adresse für Arztpraxen, Anwaltskanzleien und sonstige Geldwaschsalons machen will, bestätigt mich in dem Verdacht, daß die ganz fiesen Hooligans in Wirklichkeit von Maklern gedungene Söldner sind, die den proletarischen Fußballfan in der Öffentlichkeit denunzieren sollen. Und das nur, damit hinterher für die Logen-Brüder und Bremen-privat-Tussen der heilige Rasen der Weiß-Grünen als elitäre Spielfläche zur Verfügung steht. Erobert euch das Spiel zurück – und die Stehpisser unter uns müssen wissen, was zu tun ist, wenn die ersten Posteinwurfschlitze von Steuerberatern und anderen FDP-Mitgliedern auf dem Stadiongelände auftauchen. Vorsicht, Überschwemmungsgebiet!

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Der original Neandertaler Gregory Campell und der frühere stadtbremische Kleinkunst-Recke Reinhold Schäfer haben heute ihren Auftritt als wilde Schwitzhüttenmännlein im TaiChi-Studio an der Grundstraße. Was da zu erwarten ist, faßt das örtliche Zentralorgan für esoterische Kleingewerbetreibende Körper/Geist/Seele so zusammen: „Die Schamanentrommel wird uns führen. Das Wildnisprojekt findet auch für Männer und Frauen statt. Cotrainerin wird dann Daniela Beloreschki, Unternehmensberaterin aus Hamburg, sein.“Spätestens jetzt weiß euer Discount-Guru genau: Die Wildnis, in der Unternehmensberaterinnen die Mehrwertsteuer berechnen, ist die dritte Blumenbank von links auf der hafa oder der Grabbeltisch mit dem Plastikefeu in Rudis Resterampe, meint euer Karnevalsprinz

Ulrich "Ohne Schlips“

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