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■ Urdrüs wahre KolumneCosmos gegen FF Jauche

Für den „Kuss des Nordens“ ist bei Haake Beck neuerdings auf den Werbeplakaten allüberall in der Stadt eine junge Bremerin mit dem schönen Namen Agnieszka Ganarczyk zuständig, die wahrhaft sympathieerweckend über ihr schäumendes Bierglas hinwegblinzelt. Der kritische Trinker aber sieht den Denkfehler: Die ihm so nett zuwinkende Studentin hat ihre Lippen appetitanregend mit Schaum benetzt, obwohl das Trinkgefäß in ihren Händen noch deutlich über dem Eichstrich gefüllt ist und eine völlig intakte Blume aufweist. Über zwei Stunden lang haben wir das Phänomen kürzlich im Waller Vereinsheim des BSV mit allem Engagement diskutiert, ohne der definitiven Lösung näher gekommen zu sein. Verbraucherberatung, bitte diesen Fall übernehmen! Merke: Beim Trinken wird die Sache bierernst, da lassen wir keine Schlurigkeiten zu.

Das Finale um den Wilde-Liga-Pokal 2000 steht vor der Tür: Am kommenden Sonntag ab 14.30 Uhr fällt die Entscheidung auf der Bezirkssportanlage Findorff an der Nürnberger Straße zwischen den Elitekickern von Cosmos und den Recken des FF Jauche. Wer immer ein Herz für den alternativen Fußball hat, sollte sich diese grandiose Schlacht im Dienst von Internationalismus und Völkerfreundschaft nicht entgehen lassen. Und man merke sich bitte die Meisterschaftsfeier am blauen Montag des 4. Dezember bei Propperchens Günter im Kellerclub Weberstraße 44 vor: Weil ich bei dieser Gelegeneheit persönlich den Urdrü-Offensivpokal übergeben möchte, suche ich noch händeringend nach einem Musiker, der bei dieser Gelegenheit eine Fußballer-Hymne vorträgt. Bitte Kurzbewerbung an die Redaktion unter dem Kennwort „Schlabbekicker-Barde“.

Eine Themenparty zum 600. Geburtstag von Klaus Störtebecker ging am vergangenen Wochenende im Übersee-Museum über die Bühne. Den guten altern Likedeeler ehren kann aber nicht nur bedeuten, die Gläser klirren und die Köche kochen zu lassen, sondern in seinem Geist den Kampf gegen die Pfeffersäcke unserer Zeit aufzunehmen. Und so erklären wir all jene Menschenfeinde zu anschlagrelevanten Objekten, die jetzt mit Josef „Sonntagsfeind“ Hattig verlangen, dass die so genannten „Expo-Ausnahmen“ vom Ladenschluss über diesen Monat hinaus Bestand haben sollen. Diese ekelerregend heuchelnden Liberalinskis also, die es am liebsten hätten, wenn die Verkäuferinnen für den konsumsüchtigen Citoyen rund um die Uhr in den Läden bei Wasser und Brot an die Kette gelegt werden, stets mit „Kann ich Ihnen helfen?“ auf den Lippen. NEIN. Euch ist nicht mehr zu helfen!

Nachdrücklich möchte ich zum letzten Freimarkt-Wochenende des Jahres allen Lesern dieser Zeilen den Besuch der Schaubude auf der Bürgerweide ans Herz legen. Dort, wo im familiengerechten Schongang Damen ohne Kopf beziehungsweise auch ohne Unterleib ganz in echt zu bewundern sind. Wo obendrein Madame Afrana nicht nur über der Bühne schwebt, sondern auch als Wahrsagerin so Eindeutiges zu sagen weiß, dass man Roland Berger und seine Jungs getrost und auf der Stelle entlassen könnte: Der somnambule Rat ist in diesem Etablissement überdies preiswerter zu haben als ein einziger Kaffee auf Spesen in solchen Lokalen, in denen die Herren Berater bevorzugt zu verkehren pflegen. Wieder so ein Grund, warum das wirtschaftsfördernde Pack den Freimarkt kaputtmachen will ...

Es war ja zu erwarten, dass der Bücherverbrenner Bernd E. Neumann sich mit den Plänen des schrägen Herrn Merz zur „Ausländer raus“-Kampagne im nächsten Bundestagswahlkampf identifizieren würde. Dass aber ausgerechnet dieser Plateausohlen-Gigolo den innerparteilichen Kritikern einer solchen Politik des faschistoiden Reizklimas „Profilierungssucht“ vorwirft, stimmt einen da fast schon wieder milde: Davon versteht der olle Basedow mit der staats-sekreten Vergangenheit natürlich eine ganze Menge ...

Beim Flohmarkt an der Weser bemerkt eine polnische Händlerin mein kurzes Zögern beim Blick auf die von ihr angebotenen Orden und Ehrenzeichen aus der Ära des Sozialismus. „Mache guten Preis“, miss-versteht sie meine sentimental-nostalgische Wehmut angesichts dieser historischen Versatzstücke. Und beim Weitergehen ruft sie mir nach: „Hab ich auch noch von frieher Sachen, was sehr scheen!“ und nimmt aus einem kleinen Samt-Futteral ein Abzeichen heraus, das unzweifelhaft als SS-Symbol zu erkennen ist: „Das ist aber ander Preis ...“ Einer Diskussion dieser Offerte entziehe ich mich nunmehr durch Flucht, erhalte aber noch dieses Kombinationsangebot: „Kommunist, Faschist, Marienkreuz von Tschenstochau zusammen 30 Mark alles ganz echt.“ Die Regeln der konjunkturellen Entwicklung sind nicht nur an der Börse und am Devisenmarkt von ziemlich willkürlicher Natur, weiß nicht erst seit dieser Begebenheit

Ulrich „Kostolany“

Reineking

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