■ Urdrüs wahre Kolumne: In der Ramschgondel
Die Lürssenwerft und STN Atlas Elektronik haben ihren Sozialdemokraten Volker Kröning zum Anschaffen bei Scharping geschickt und gemeinsam für immerhin 2,4 Milliarden Mark Aufträge abgezockt für allerhand schwimmendes und fliegendes Kriegsgerät. Wer aber Geschäfte mit todbringendem Spielzeug für große böse Jungs macht, sollte bitteschön niemals nicht auf „unschuldig“ plädieren, wenn ihm der Geist der Geschichte als rächende Instanz irgendwann den Arsch versohlt – durch ein paar Schlafmünzen an Hochkultur und Co KG lässt sich dieser Gerechtigkeitsfanatiker jedenfalls nicht beruhigen. Soviel zum Thema „Wenn man für Geld alles macht“.
Kein Dosenpfand also fürs erste: So macht sich die gute alte grüne Tante Beck appetitlich für Anheuser-Bush und wie die Plörr-pamper des internationalen EX & Hopp-Kartells sonst noch so heißen. Jeder verantwortungsvolle Biertrinker sollte beizeiten auf anständige Brauereien umsteigen, die fest auf dem Boden des Reinheitsgebotes stehen, ihr Getränk in Fässern reifen lassen oder auf Mehrweg-Flaschen ziehen und daran denken, warum schon vor vielen tausend Jahren die Dinosaurier ausgestorben sind: Zuviel Marketing – zuwenig Malz und Hopfen...
Nervosität macht sich derzeit im Textilhandel breit ob der großen Zahl noch unverkaufter Badehosen und so werden diese kurzerhand in die Ramschgondel geworfen, wo sie nunmehr in der Fußgängerzone für schlappe zwanzig Mark zu haben sind. Ein älterer Herr pfriemelt sich ein solches Stück umständlich über den Kopf, bemerkt meinen verwunderten Blick und erklärt im Brustton der Überzeugung: „Was oben locker rübergeht, passt unten immer einwandfrei!“ Es gibt schon komische Ärsche auf diesem Erdenball!
Drei Wochen Urlaub hat der Hausarzt gemacht und entsprechend voll ist es am Tag danach in seiner Praxis . Da ich nur zur Blutentnahme gekommen bin, nimmt mich die Sprechstundenhilfe vor, was ein neidisches Mitglied der Wartegemeinschaft mit den durch und durch verbitterten Worten kommentiert: „Ist wohl Kommunismus hier. Wird man vorgelassen, wenn man ein rotes Hemd trägt.“ Tja, so bauen wir sie auf, die neue Welt...
„In die City“ wollte ein alter Bekannter von mir aus dem Stand der Besserverdienenden nach dem Abschluss seiner Kreuzfahrt in Bremerhaven von der Columbuskaje aus gebracht werden, doch der Taxifahrer brummelte nur: „Sowas haben wir hier nich, da müssense schon wissen, ob ich Sie nach Bremen oder Hamburg bringen soll.“ Was macht eigentlich Uwe „Uwe“ Beckmeyer, von dem ich nicht einmal mehr weiß, ob er sich nun mit i oder y schreibt?
Wer sich bislang unter Weltraum-Tourismus noch irgendetwas Nettes vorstellt, den holen die in der Lokal-taz vorgestellten Visionen aus dem Entwurfswettbewerb der ortsansässigen Gesellschaft für Luft- und Raumfahrt zum Thema „Space Holidays“ auf den Boden der Tatsachen zurück: Vor allem der Gedanke an „Intimtaschen“ zum schwerelosen Miteinander dürfte geeignet sein, von solchen Reiseplänen Abstand zu nehmen. Als freischwebende Alternative empfehlen wir den Sinnenrausch einer hanfumwölkten Hängematte in Parzellistan.
Im übrigen ist meiner guten Freundin Gerda (jetzt Hastedt/Bremen, vormals Leoben/Steiermark) ihr liebenswerter Konrad abhanden gekommen, seines Zeichens ein blau-gelb gefiederter Gelbbrust-Ara. Wer dem im übrigen völlig legal in diesem Lande lebenden Papagei zwischenzeitlich Gastfreundschaft gewährt hat oder ihn irgendwo flattern sieht, kann das besorgte Frauchen und seine Papageienfreundin Lulu glücklich machen durch einen telefonischen Hinweis unter 0421/440047.
In franziskanischer Demut grüßt
Ulrich „Assissi“ Reineking
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