■ Urdrüs wahre Kolumne: Kuno B. gegen Minarette Europas
An sich hätte es natürlich die liebenswerteste Nachricht der Woche sein können, die taz bremen-Meldung von der sich abzeichnenden Flaute bei der Hippie-Nummer „Hair“. Es wäre ja nun auch wirklich zu anstößig geworden, wenn sich der Pelzmantel-Stamokap Klauspeter Schulenberg an den uralten Wassermann-Mythen von Love & Peace & Harmony gleich im ersten Anlauf gesundgestoßen hätte. Dass er aber auch an diesem absehbaren Flop nicht scheitern kann, haben ihm die Großkoalitionäre rechtzeitig per Vertag gesichert. Wenn's Theater am Richtweg abgenudelt hat, kann Onkel Weserreport dort immer noch „touristisch-relevante Veranstaltungen“ mit staatlicher Mietsubvention durchziehen. Sie werden schon kommen, die Rheumadecken-Busveranstalter, um ihre Kundschaft am billigsten Veranstaltungsort aller Zeiten von Heino & Co beschallen zu lassen und anschließend abzukassieren bei der Murmeltierfettsalbe gegen Krebs, Elektrosmog und Brechdurchfall.
Dass die Versteigerung der Werder-Trikots zugunsten der Hinterbliebenen der bei den Rettungsarbeiten umgekommenen Feuerwehrmänner von New York angeblich genau 3333 Mark erbrachte, nährt mein felsenfeste Überzeugung, dass das Schicksal auch in solch historischen Momenten nicht vom Herumalbern lassen kann und Schnapszahlen produziert.
Heute läuft das Ultimatum ab, dass die Islamische Föderation Bremen dem Innensenator Kuno B. gestellt hat, um sich in irgendeiner Form von der Behauptung der örtlichen Schlapphut-Fraktion zu distanzieren, beim Trauergottesdienst in der Gröpelinger Fatih-Moschee nach dem Anschlag in den USA habe im „inneren Zirkel“ unverhohlene Freude geherrscht. In dummerhaftem Stolz lässt Böse als Herrchen und Halter des hiesigen Verfassungsschutzes jetzt durch sein persönliches Megafon erklären, dass er sich dadurch nicht unter Druck setzen lasse. Ja glaubt denn dieser Anzugträger der eigenen Propaganda von der islamischen Gefahr nicht? Muss nach solchem Hochmut nicht mit Angriffen auf den Fallturm gerechnet werden oder gar dessen Besetzung durch einen fanatischen Muezzin samt Umwidmung zum höchsten Minarett Europas? Hinterher ist man leicht schlauer!
Gibt es trotz alledem nicht auch Gerechte in dieser verderbten Stadt, die dem zürnenden wie gerechten Gott aller Bekentnisformen Anlass geben könnten, sie vor dem Untergang zu schützen? Ich verweise nachdrücklich auf die wackeren Damen vom Grill im Bratwurst-Glöckl. Auf gut zapfende Wirte und fleißige Stricklieseln wie Bastelonkels, die jetzt schon ihre Socken und Vogelhäuschen für den nächsten Solidaritätsbasar in der Stephanie-Gemeine vorbereiten. Und nicht zuletzt auch auf die Bremer Initiative, die den glücklosen Hitler-Attentäter Georg Elser auf die Briefmarke bringen will. Solche Aktionen gefallen DEM HERRN wohl.
Oberstleutnant a.D. Gunter Chasse und der „Bewusstseinstechnologe“ Reinhard Borovitz riefen in dieser Woche die Bundesregierung dazu auf, einen Fonds von zwei Milliarden Mark zur Aufstellung eines 40.000 Mann starken Vedischen Friedenskorps einzurichten, nach den Technologien des Yogischen Fliegens der indischen Pandits, um durch deren Lufthüpfer die Ursachen von Krieg und Terror weltweit zu beseitigen. Eine offenbar ziemlich preisgünstige Strategie, die mir im Ergebnis mindestens genauso viel versprechend erscheint wie die „Operation Enduring Freedom“ der US-Militärs. Und nunmehr fordere ich Scharping ultimativ auf, dazu Stellung zu nehmen, anderenfalls wird ihm sein Fahrrad gestohlen!
Im friedensbewegten Auftrag
Ulrich „Redsox“ Reineking
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