■ Urdrüs Wahre Kolumne: Ran an Pfeffersäckchen
Urdrüs Wahre Kolumne
Ran an Pfeffersäckchen
An der Bushaltestelle am Brill ein Kerl von fataler Ähnlichkeit mit jenem Rostocker Patrioten, der es im vollgepissten Jogginganzug zu internationaler Berühmtheit gebracht hat. Den Arm zum Lichtenhagener Gruß erheben geht allerdings bei diesem Herrn nicht, hängen daran doch Karstadt-Tüten. Aber der Nacken ist rasiert und frei, und lesen kann man dort in tiefschwarzer Stümpertätowierung „1OO % deutsch“. So isses!
Apropos Karstadt-Tüte... Bewegte Klage führen Hinrich Blumenberg und Kumpels über stauträchtige Baustellen, die König Kunden von der City fernhalten. Faßt euch mal ans eigene Pfeffersäckchen, ihr Väter der Unfähigkeit: Noch immer sind die Bremer Koofmichs nicht in der Lage, passende Beinkleider für stattliche Herren vorzuhalten. Und wo Papa nicht mit Größe 62 fündig wird, da reist auch die Familie mit zum Einkauf nach Oldenburg, Hamburg oder Verden/Aller, wo nicht nur der magersüchtige Kunde zählt. Aber immer die Schuld bei anderen suchen, nichwahr?
Der Senat bittet die Bremer, Beobachtungen über ausländerfeindliche Aktivitäten der Polizei zu melden. Wir empfehlen Selbstanzeige: Die Kampagne aus Innen- und Wirtschaftsressort zum Verbot des Bürgerweide-Flohmarkts ist Rassismus in Aktion, achtense mal auf die Untertöne... — Bremer Westen, ein türkischer Imbiß. Der Inhaber legt Flugblätter für die Solingen- Demonstration aus. Tritt ein Trucker ein, der LKW parkt derweil schräg über Fuß-und Radweg. „Mach maln Döner klar, aber büschen hoppla!“ Grapscht sich ein Flugblatt, faltet daraus ein Hütchen und setzt es sich auf Schädel: „Jetzt habter langsam Schiss, wa?! Mach mir da keine Fettbrocken ins Pita, sonst feiern wir hier mal Feuerwerk.“ Gelassen hantiert der Imbißgastronom mit dem großen Dönerschwert am Grill und serviert dann das Döner-Sandwich mit den schönen Worten: „Guten Appetit, mein Freund“.
Unter dem Motto „Komm tanz mit mir“ kündigt die discount-buddistische Monatsschrift Körper Geist & Seele dort Tänze des Universellen Friedens an. In der Scherenstadt Solingen too much Heavy Metal, you know? — Trotz alledem ruft die Ausländerbeauftragte des Landes Bremen am Sonntag zur Deutsch-Ausländischen Begegnungs-Disco in den Showpark. Soweit, so gut gemeint. Was aber halten wir von diesem Satz der Pressemitteilung: „Willi Lemke wird gegen Abend zu der Party hinzustoßen und die rote Karte gegen Menschenfeindlichkeit zeigen“. Richtig zum Knuddeln, nich? Und immer Fairplay!Ulrich Reineking-Drügemöller
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