piwik no script img

„Unvorstellbare Barbarei“

■ Mladić und Karadžić erneut angeklagt

Den Haag (dpa) – Das Vorgehen der bosnischen Serben gegen die Muslime nach der Eroberung der Enklave Srebrenica im Juli dieses Jahres zählt nach Ansicht des Chefanklägers beim UN-Kriegsverbrechertribunal in Den Haag, Richard Goldstone, zu den „schwärzesten Seiten der Menschheitsgeschichte“. Die Hauptverantwortlichen dafür seien der Führer der bosnischen Serben, Radovan Karadžić, und Armeechef General Ratko Mladić gewesen. Gegen beide erhob Goldstone am Donnerstag Anklage wegen Völkermordes und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Im Juli waren beide bereits wegen anderer Vorwürfe des Völkermordes während der Eroberung Sarajevos angeklagt worden.

Der Sprecher des Tribunals, Christian Chartier, sagte am Donnerstag, die Serben hätten in der eroberten UN-Schutzzone Srebrenica mindestens 6.000 bosnische Muslime ermordet. Die Anklage von Goldstone stütze sich auf Aussagen von Überlebenden der Massaker und von niederländischen UN-Soldaten. General Mladić sei selbst bei den Massakern gesehen worden. „Karadžić hatte die totale Verantwortung für die Strategie und Aktionen der bosnischen Serben in Bosnien-Herzegowina“, sagte Chartier.

In der am Donnerstag in Den Haag veröffentlichten Anklageschrift heißt es: „Die vom Ankläger vorgelegten Beweise beschreiben Szenen von unvorstellbarer Barbarei: Tausende von Menschen exekutiert und in Massengräbern begraben, Hunderte von Männern lebendig begraben, Männer und Frauen abgeschlachtet, Kinder vor den Augen ihrer Mütter getötet, ein Großvater gezwungen, die Leber seines eigenen Enkelsohnes zu essen. Dies sind wahrhaft Szenen aus der Hölle, geschrieben auf den schwärzesten Seiten der Menschheitsgeschichte.“

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen