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Archiv-Artikel

Unterwerfen. Oder unten bleiben

Wissenschaftssenator Dräger will Fusion von HWP mit mehreren Uni-Fächern durch einen Stellenstopp erzwingen. PräsidentInnen und Dekane verweigern sich. HWP-Chefin Bittscheidt kritisiert fehlende politische Entscheidungen

von KAIJA KUTTER

Die Sache drängt. Seit Februar ist die Neubesetzung von vier Professuren für ein Globalisierungs-Zentrum bei den Sozialwissenschaften (SozWiss) an der Universität Hamburg gestoppt, die Bewerber drohen abzuspringen. Auch an der Universität für Wirtschaft und Politik (HWP) und bei den Wirtschaftswissenschaftlern (WiWi) stehen Stellen zur Neubesetzung an, die für den Lehrbetrieb notwendig, aber blockiert sind, weil die Hochschul-Kommission von Ex-Bürgermeister Klaus von Dohnanyi (SPD) dies empfiehlt. Dieser würde aus den drei Bereichen eine „Sektion für Wirtschaft und Politik“ mit 10.000 Studierenden kreieren.

Wissenschaftssenator Jörg Dräger (parteilos) sah hier offenbar ein Druckmittel, die Partner zur raschen Hochzeit zu zwingen. In einem Eckpunkte-Papier, das der taz vorliegt, sollten Uni-Präsident Jürgen Lüthje, HWP-Chefin Dorothee Bittscheidt, WiWi-Dekan Lothar Streiferdt und SozWiss-Dekan Michael Greven unterschreiben, dass sie besagtes Zentrum wollen und dafür die Ressourcen bereitstellen. Gleichzeitig sollten sie auch die an der Uni hoch umstrittene Fusion bejahen und das Bachelor-Master-System akzeptieren.

Die vier verweigerten die Unterschriften. Darauf machte Dräger einen halben Rückzieher. Gestern legte die Behörde ein neues Papier vor, dass das „Ja“ zur Fusion nicht mehr voraussetzt, wohl aber die zu einem „moderierten Diskussionsprozess“ noch im April 2003. Ferner sollen die vier absegnen, dass die Besetzung der Professuren nicht im Widerspruch zu der von der Strukturkommission empfohlenden „quantitativen Entwicklung“ stehe.

Ob sie diese neue Vereinbarung unterschreiben, wollen die vier zunächst in den Hochschulgremien beraten. Keineswegs zulassen möchte Bittscheidt, dass es über einen solchen Vertrag zur Auflösung der Etat-Autonomie ihrer Hochschule kommt: „Dies zu entscheiden wäre Sache des politischen Senats und des Parlaments.“ Bittscheidt kritisiert, dass Dräger eine Fortsetzung der vor einem Jahr begonnenen „Letter-of-Intent-Politik“ betreibt und die Hochschulen in einen Streit um Stellen schickt, statt selbst Entscheidungen zu fällen. Den Abbau der Sozialwissenschaften, so die HWP-Chefin, müsse der Senator verantworten.

Auch Drägers Tempo stößt auf Widerspruch. Dieser will im Juni die Fusion unter Dach und Fach haben, die Hochschulen fordern mehr Zeit. In einer Stellungnahne beschreibt Bittscheidt einen „mindestens ein Jahr“ dauernden Prozess, in dem stufenweise entschieden werde, „ob und in welchem Ausmaß“ die Partner kooperieren. Die HWP, so betont sie, streite nicht primär um ihre Eigenständigkeit, aber „aber umso mehr für ihr Profil, ihre Inhalte, ihre Studiengänge und ihre bildungspolitische Aufgabe“.

Weil all dies so vorbildlich sei, hatte Dohnanyi die kleine HWP zum Modell für die neue Mega-Sektion erklärt. An der HWP fragt man sich inwischen, ob man nicht in Wahrheit gerade „totgelobt“ und mit Hilfe eines Gutachtens elegant aus dem Weg geräumt werden soll.