Unterm Strich:
Ein klein wenig legendär ist der Spruch geworden, mit dem der Berliner Wave-Pop-Musiker Drangsal im letzten Jahr seinen „Preis für Popkultur“ entgegennahm: „Hauptsache, nicht AnnenMayKantereit.“ Womit einiges gesagt war über jenen Preis, der am vergangenen Freitag zum zweiten Mal im Berliner Tempodrom verliehen wurde, über die seltsame Lust- und Ideenlosigkeit, die das Spektakel mit Innovationsanspruch umgibt. Dabei klang alles so toll: Der „Verein zur Förderung der Popkultur“, ein Gremium aus über 600 Popkulturschaffenden, war angetreten, einen Jurypreis in 13 Kategorien als Gegengewicht zum allein an Verkaufszahlen orientierten Musikpreis „Echo“ zu etablieren. „Demokratisch, fair und ausgewogen“ entscheide die Jury, die den Preis mit ihren Beiträgen zum Großteil finanziert, laut Mitveranstalter Torsten Groß über die PreisträgerInnen. Und das ist schön. Doch offenbar kam auch in diesem Jahr einem Gremium aus Hunderten PopexpertInnen kaum Auszeichnungswürdiges abseits des Mainstreams in den Sinn. Zur „Lieblingsband“ wurden die Beatsteaks gekürt, zum „Lieblings-Solokünstler“ der Rapper Marteria, und den Preis für die beeindruckendste Liveshow nahmen – Potzblitz und Pyrodonner – Rammstein entgegen. Immerhin: An eine Frau, die junge Sängerin Alice Merton, ging in diesem Jahr der Preis für die oder den hoffnungsvollste/n NewcomerIn. Dass jedoch Jan Böhmermanns Song „Menschen Leben Tanzen Welt“, ein Kommentar zur nervtötenden Belanglosigkeit deutschen Radiopops, in der Kategorie „Lieblingssong“ gewann, darf man – je nach Sichtweise – als selbstironischen Scherz der Jury oder unfreiwillig komischen Moment einer Veranstaltung lesen, die den deutschen Popmainstream ironischerweise trefflicher repräsentiert als der olle „Echo“. jul
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