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Unterm Strich

Ein Filmprojekt des Berliner Zentrums Überleben mit der Begegnungsstätte Schloss Gollwitz für junge Flüchtlinge geht in die heiße Phase. 14 junge Menschen im Alter zwischen 15 und 27 Jahren aus Afghanistan, Syrien, Albanien, der Türkei, dem Iran und Somalia entwickelten und drehten rund um Schloss Gollwitz nahe Brandenburg an der Havel eigene Videofilme. Ab Donnerstag geht es in die Postproduktion, so Projektleiterin Mervete Bobaj. Dann werden die Filme geschnitten und der Ton bearbeitet. Die Premiere der Filmbeiträge ist für Anfang November in Berlin geplant. Ziel des Filmcamps ist es, das Selbstbewusstsein der Jugendlichen zu stärken und ihnen die Möglichkeit zu geben, von ihren Erlebnissen zu erzählen. „Sie sprechen selbst, anstatt dass über sie gesprochen wird“, sagte Bobaj. Die Mehrheit der Jugendlichen bringt laut Bobaj bereits Erfahrungen aus der Kultur- und Medienbildung mit. Im Sommerfilmcamp entwickeln sie selbst Stoffe und Drehbücher, führen Kamera und Regie und schauspielern auch selbst. Unterstützung erhalten sie dabei von erfahrenen Film-Leuten, darunter Schauspielerin und Regisseurin Serpil Turhan, die in der Berlin-Trilogie von Regisseur Thomas Arslan mitwirkte, sowie ­Ginan Seidl, die einen Dokumentarfilm in Afghanistan drehte. Unter den Workshop-Teilnehmern ist auch die junge iranische Darstellerin Dorna Dibaj, die für ihre Rolle in dem Film „Paradise“ den Iran verlassen musste. Unter dem Dach des Zentrums Überleben sind seit Mitte 2008 die Aktivitäten des Zentrums für Flüchtlingshilfe und Migrationsdienste (zfm), des Behandlungszentrums für Folteropfer Berlin (bzfo) und der Stiftung Überleben für Folteropfer gebündelt.

Die Stadt Ansbach widmet den Malkünsten des berühmten Findlings Kaspar Hauser eine eigene Ausstellung. Im Markgrafenmuseum (27. Juli bis 4. September) zeigen die teils neu entdeckten Zeichnungen, wie Hauser mit Schablonen kunstvolle Blumenbilder anfertigte. Die rund 20 Bilder stellen typische Exemplare der zu Hausers Lebzeiten (1812–1833) typischen Biedermeierkunst im realistischen Stil dar. Konfrontiert werden die Werke mit modernen Bildern des Kieler Künstlers Tobias Regensburger. Die Herkunft des legendären Kaspar Hauser ist bis heute rätselhaft. Als 16-Jähriger war er im Jahr 1828 in Nürnberg aufgegriffen worden – angeblich bis dahin aufgewachsen in einem Verlies bei Wasser und Brot und ohne echte Kontakte zur Außenwelt. So soll er auf dem Stand eines zwei- bis dreijährigen Kindes geblieben sein. Die Theorie, das Findelkind sei ein verstoßener badischer Erbprinz, konnte erst durch einen Erbgut-Vergleich im Jahr 1996 entzaubert werden.

Das für seine Klimt-Sammlung berühmte Belvedere in Wien bekommt nach großen Querelen eine neue Leitung. Die Geschäftsführung des Museums wird ab 2017 wegen Verstößen gegen hausinterne Verhaltensregeln neu aufgestellt, wie Kulturminister Thomas Drozda (SPÖ) am Mittwoch in Wien mitteilte. Der Vertrag der langjährigen Direktorin Agnes Husslein-Arco (62) werde mit Ende des Jahres nicht verlängert. Eine bereits erfolgte Ausschreibung für die künstlerische und die kaufmännische Leitung werde wiederholt. „Mit der derzeitigen strukturellen, organisatorischen und personellen Konstellation sehe ich nicht die Möglichkeit, den Betrieb wieder in ruhige Bahnen zu führen und so an die Erfolge der Vergangenheit anschließen zu können“, begründete Drozda seine Entscheidung. Husslein-Arco wird vorgeworfen, durch Abrechnungsverstöße dem Haus materiell geschadet zu haben. Die resolute und erfolgreiche Kulturmanagerin soll ihre Fehler vor dem Kuratorium eingestanden und sich verpflichtet haben, das Geld zurückzuzahlen. Es soll sich um weniger als 15.000 Euro handeln. Externe Wirtschaftsprüfer wurden mit der Aufarbeitung der Vorgänge beauftragt. Sie stellten ein Honorar in Höhe von 130.000 Euro in Rechnung, was erneut für Wirbel sorgte.

Der amerikanische Theater-Mogul James M. Nederlander ist im Alter von 94 Jahren gestorben. Laut Nick Scandalios, dem Vizepräsidenten der Nederlander Organization, starb Nederlander am Montag. Beinahe ein halbes Jahrhundert hatte Nederlander über ein Theaterimperium geherrscht, das neun Häuser auf dem New Yorker Broadway sowie weitere Spielstätten in anderen US-Bundesstaaten und London umfasst. Zu seinen größten Erfolgen als Produzent oder Koproduzent zählten Musicals wie „Annie“, „Chicago“ und „La Cage aux Folles“ („Ein Käfig voller Narren“).

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