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Unterm Strich

Günter Grass wird den Vorsitz des Autorenrats beim Luchterhand-Literaturverlag niederlegen und sein Amt an Gerhard Köpf weitergeben. Das teilten die Leiterinnen des von Frankfurt am Main nach Hamburg umgesiedelten Unternehmens, Elisabeth Raabe und Regina Vitali, am Donnerstag bei der Vorstellung ihrer neuen Räume in Hamburg mit. Das Gesamtwerk von Günter Grass bleibe jedoch nach wie vor bei Luchterhand. Auch Gabriele Wohmann, die einen Erzählband beim Piper Verlag (München) erscheinen läßt, bleibe dem Verlag erhalten.

Der Luchterhand-Literaturverlag, ein Tochterunternehmen des Züricher Arche Verlags, verspricht sich von der Umsiedlung eine kontinuierliche Fortsetzung der literarischen Arbeit, eine Stärkung des Verlagsprofils und den Ausbau des literarischen Programms. Die administrativen Verlagsteile sind künftig stärker an das Mutterhaus gebunden. Die Verwaltung, EDV und Presseabteilung sind in Zürich, Lektorat und Lizenzabteilung mit insgesamt elf Mitarbeitern in Hamburg.

Elisabeth Raabe sagte, der Verlag habe den Wegfall der DDR-Literaturveröffentlichungen mittlerweile gut verkraftet. Neben neuen deutschen Autoren bilde künftig internationale Literatur, vor allem mit Werken aus Osteuropa und Israel, einen Schwerpunkt. In der Taschenbuchreihe „Sammlung Luchterhand“ werde man sich verstärkt auf den Kauf von Lizenzen konzentrieren; neu sei eine Reihe über Musik und Film.

Deutschland und Frankreich zwischen den beiden Weltkriegen in der Sicht der Karikaturisten zeigt eine Ausstellung in Paris. Unter dem Motto Vue d'en face (Von der Gegenseite betrachtet) dokumentieren achtzig deutsche und französische Zeichnungen aus berühmten Satireblättern wie 'Kladderadatsch‘, 'Ulk‘, 'Simplizissimus‘, 'Charivari‘, 'Le Canard Enchainé‘ oder 'Candide‘ deutsche Revanchegelüste nach dem Diktat von Versailles und den Verfall der Weimarer Republik bis hin zum Tod der Demokratie. Die Karikatur entwickelte sich zwischen 1919 und 1939 zu einem privilegierten Propaganda-Instrument.

Abgesehen von einer kurzen Periode deutsch-französischer Annäherung im Zeichen des Locarno-Paktes ist die Satire auf beiden Seiten von Haß geprägt. Deutschfeindliche Klischees in der Gestalt der blondbezopften und bis an die Zähne bewaffneten Germania oder Fritz dem Teutonen, Stahlhelmen und ab 1932 Hitler in Person beherrschen die französischen Zeichnungen. Das Gegenstück in der deutschen Presse bilden Darstellungen von Clémenceau als Vampir, Frankreich durch den Marquis de Sade verkörpert oder Franzosen als Plünderer der Ruhr. Unter dem Hitler-Regime, das die deutschen Blätter verbot oder mit drastischen Vorschriften gängelte, wechselten antifranzösische Zeichnungen mit Appellen zur deutsch-französischen Verbrüderung und Aussöhnung in einer rassistischen Ideologie. Die von der Münchner Kommunikationswissenschaftlerin Ursula E. Koch und den französischen Historikern Christian Delporte und Pierre-Paul Sagave gestaltete Ausstellung ist bis zum 29. Januar im Foyer der Pariser Hochschule für Sozialwissenschaften zu sehen.

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