piwik no script img

Unterm Strich

Die Frankfurter Autorin Alissa Walser ist als Siegerin aus dem diesjährigen Klagenfurter Literaturmarathon hervorgegangen. Für die Erzählung Geschenkt wurde ihr der mit 150.000 Schilling (etwa 22.000 Mark) dotierte Ingeborg-Bachmann-Preis 1992 zugesprochen. Acht der elf Jurymitglieder entschieden sich in seltener Einmütigkeit bereits im ersten Wahlgang für die 31jährige, die mit weiteren 21 deutschsprachigen Schriftstellern an den vier Tage dauernden Mammutlesungen teilgenommen hatte.

Alissa Walser ist die Tochter des Schriftstellers Martin Walser. Nach einem Malerei-Studium in New York und Wien begann sie selber zu schriftstellern. Die prämierte Erzählung schildert eine vielschichtige Vater- Tochter-Beziehung — ein „literarisches Minenfeld“, meinte Jurymitglied Jurek Becker. — Die weiteren Auszeichungen in Kürze: Der Preis des Landes Kärnten ging an Alois Hotschnig (Innsbruck) für seinen Romanausschnitt Rettung, in dem er den Alltag eines Rettungsfahrers beschreibt. Die meisten Lacher erntete Ulrich Holbein aus Frankfurt, er erhielt den Ernst-Willner- Preis, gestiftet von 19 Verlagen, für Universum schlaflos. Ein Text, in dem er einen größenwahnsinnigen Schriftsteller beschreibt und sich über Autoren, Kritiker und den Bachmann-Wettbewerb lustig macht.

Der französische Schriftsteller Alain Robbe- Grillet erhält für sein literarisches und theoretisches Werk sowie seine Lehrtätigkeit die Ehrendoktorwürde der Universität Würzburg.

Der Verlag F.A.Brockhaus bleibt in Leipzig. Die Firma befindet sich wieder in Händen der alten Eigentümer. Einen entsprechenden Vertrag unterzeichneten vergangene Woche die Vorstandsmitglieder des Bibliographischen Instituts sowie die Brockhaus AG in Mannheim mit der Treuhandgesellschaft. Das Bibliographische Institut ist vor kurzem als Verlag privatisiert worden; der Brockhaus soll zukünftig in Redaktionsgemeinschaft des Leipziger Verlages mit der Mannheimer Muttergesellschaft produziert werden.

Der Ballettstar Michail Barischnikow hat seine Südafrika-Auftritte abgesagt. Er sollte dort drei Gastspiele geben, doch nach Aussetzung der Verfassungsgespräche mit der weißen Regierung durch die schwarze Befreiungsorganisation ANC gibt sich Barischnikow politisch konsequent. Der ANC fordert außerdem erneut einen internationalen Sportboykott gegen Südafrika.

In Dorsten/Westfalen ist das erste jüdische Museum in Nordrhein-Westfalen eröffnet worden. Achthundert Ausstellungsstücke aus zwei Jahrtausenden jüdischer Geschichte birgt das neue Jüdische Museum Westfalen, wie es mit ganzem Titel heißt; es versteht sich als Dokumentationszentrum und Lehrhaus jüdischer Traditionen.

Am Wochenende ist die erste Bonner Biennale der europäischen Gegenwartsdramatik zu Ende gegangen (siehe Artikel auf diesen Seiten), die mit 10.000 Zuschauern eine positive Besucherbilanz ziehen konnte.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen