: Unterm Strich
Wenn's wahr ist, hat Madonna am Dienstag „vor Zehntausenden Fans“ (dpa) in Tel Aviv ein Keuschheitsgelübde abgelegt (schluck!). Beim Konzert im Hajarkon-Park offenbarte der Star „mit einem verschmitzten Lächeln“ (versteh! Stein-vom-Herzen- Fall! erleichter!), daß sie ihr Image ändern wolle und in Zukunft „braver sein“ werde. Gleichzeitig zeigte Madonna bei dieser Ankündigung ihre aus Funk und Fernsehen bekannten schwarzen Dessous. Vor dem „überwältigten Publikum“ (dpa) murmelte sie sodann einige Wörter auf hebräisch, wie etwa „Toda“ (Danke) und „Shalom“ (Frieden). Ihren weiteren hebräischen Wortschatz wollte die Sängerin nicht darlegen, dieser sei nämlich „viel zu unanständig“. Oh ja, the little boys in the Redaktion understand. Und the little girls auch.
Bei dpa-Korrespondentin Astrid Hoyer- Gallini darf hingegen nach wie vor nicht als ausgemacht gelten, ob sie zu den auf Emanzipation, Schönheit und Aufklärung drängenden Kräften dieser Republik gezählt werden will. Zu phantasmatisch ihr Realismus, zu luxurierend ihr Denken, zu sinister funkelnd ihre Sprache, wenn sie etwa bei ihrem Fortsetzungs-Bericht von der Mailänder Modemesse immer weiter und wie unter Zwang von „po-kurzen Hemdröckchen, transparenten Unterkleidern und bodenlangen Nachthemden aus Chiffon und Organza“ schwärmt. Letztere würden zwar eine „geballte Ladung Erotik“ verstrahlen, „den Weg zur Arbeit mit Fahrrad oder U-Bahn allerdings wenig ratsam erscheinen lassen“. Gar nicht gefallen haben ihr auch „die vielen nur wenig ansehnlichen Models: mürrische, magersüchtige Büßerinnen, kahl rasiert mit muskulösen Beinen und plattem Busen hatten sparwütige Stilisten in der Rezession als billige Alternative zu den Supermodels gewählt.“
Während wir uns hier noch mit Ansätzen zu einer Hermeneutik der Messeprosa herumschlagen, ist Madonnas etwas jüngerer Bruder Michael Jackson aus seinem Erholungsaufenthalt in der Schweiz aufgebrochen und in Argentinien eingetroffen, wo er drei Konzerte geben wird. Es ist nichts darüber bekannt, daß er irgendetwas auf argentinisch gesagt habe. Fest steht aber, daß „im Stadion von River Plate ein Raum von 17 x 17 Metern mit grauem Teppichboden und champagnerfarbenen Wänden für Jackson vorbereitet worden ist“.
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