: Unterm Strich
Antike Haselnüsse mit aufgeknabberten Enden sind es, die man nebst einiger Pfefferkörner aus der Römerzeit einem neuen Museum im Westfälischen Dingenskirchen gespendet hat.
(Sie erinnern sich: Hier, unterm Strich, halten wir Sie über den innerdeutschen Kulturtransfer auf dem laufenden: Wer schiebt was wo hin, zu welchem Ende, und wie alt war der Fahrer.) In jenem westfälischen Haltern – auf historischem Boden, gleich unweit des angrenzenden Lagers, wo einst die sogenannte Varusschlacht (Hätten Sie's gewußt? Doch wohl nicht!) stattgefunden hat, da ist eben ein Museum für die Alltagskultur jener Kämpen entstanden. Ausrüstung, Lagerbau und Wohnformen werden ebenso Thema sein wie eben jene Nüßchen, Bronzelampen, Keramikkrams und eine angetrocknete Fischsoße. Was man wohl einst von uns finden wird? Wenn die Kochstraße unter Ruinen begraben sein wird, in denen spätere Generationen nur noch widerwillig in Moonboots herumstolpern? Man wird finden einen kleinen Fingerknöchel, gebogen in Form eines warnenden Stinkefingers.
Richard Gere will nach Tibet reisen, um dort die Sache mit dem für Menschenrechte engagierten Hollywood-Schauspieler weiter auszubauen. Zunächst fliegt er aber nach China, um dort an dem Golden- Hahn-und-Hundert-Blumen-Filmfestival teilzunehmen. Dort wird er nicht „Pretty Woman“ vorstellen, sondern „Sommersby“, der ja nun inzwischen auch schon einige Jahrtausende alt ist.
Endlich, endlich gibt es das Symposium, auf das Ichi und Michi und überhaupti schon so lange gewartet haben: Erfüllt leben – in Gelassenheit sterben heißt der Titel, unter dem sich seit Dienstag diverse Herren an der Berliner Freien Universität einfanden. Es soll herausgefunden werden, aber ein bißchen pronto, wenn ich bitten darf, wie „Menschen angesichts der immer größer werdenden Lebenserwartung. (wird die Lebenserwartung größer oder höher? Oder schneller, besser, radikaler?) Von technisch gut ausgestatteten Rentner-Haushalten war die Rede, so daß wir uns entschlossen, nur zum zweiten Teil hinzugehen. Vorgestellt wurden automatische Wachrüttler, das sind solche Greifarme, die den Renter morgens, wenn er nicht oder mit zu wenig Enthusiasmus aufstehen will, ein bißchen am Hals schütteln, am Öhrchen zum Morgenradio zupfeln oder bei echter Renitenz aus dem Bette schusseln. Bei frohem Aus-demselben- Hüpfen können die metallenen Gesellen auch Applaus spenden.
Der französische Polizeiinspektor Jean-Louis Viot erhält den „Quai des Orfevres“, ein Preis für gelungene Kriminalliteratur. Gefallen hatte sein Buch „Une Belle Garce“ (so etwa: „Das Miststück“), in welchem gleich drei Frauen aus der Normandie gemordet werden.
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