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Unterm Strich

Aus der Festung Europa: Der nigerianische Schriftsteller Ben Okri ist, wie „Le Monde“ am Samstag auf der Titelseite meldete, von den französischen Behörden auf eine erniedrigende Weise behandelt worden. Okri, der in London lebt, wollte Frankreich besuchen, um für einen neuen Roman zu recherchieren, der in Saint-Jean-de-Luz spielen soll. Als Bürger eines Landes, das nicht Mitglied der Europäischen Gemeinschaft ist, braucht er dazu ein Visum. Im französischen Konsulat sei er ohne Begründung und äußerst unfreundlich von einem Beamten abgewiesen worden, der ihm seinen Antrag, seinen Paß und den Brief seines Literaturagenten zurückgegeben habe, ohne auch nur einen Blick darauf zu werfen. Das französische Konsulat berief sich gegenüber „Le Monde“ auf das am 26. März in Kraft getretene „Schengener Abkommen“, demzufolge jeder um ein Visum Anstellige ausreichende finanzielle Mittel, eine Unterkunft und eine Rückfahrkarte nachweisen muß. Dies sei bei Okri nicht der Fall gewesen. Der Betroffene wies diese Darstellung zurück, verwies auf vier frühere Frankreich-Besuche, die ihn jeweils drei Stunden Warten in der Schlange gekostet haben, und bezeichnete das Verhalten der Behörden als „rituelle Demütigung“, die wohl auch etwas mit seiner (schwarzen) Hautfarbe zu tun habe.

Was lernt uns das? Europa ist offenbar an einem Blick von außen nicht weiter interessiert.

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