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Unterm Strich

Das so mit Mißtrauen bedachte Orchester hat unter seinem Dirigenten Kurt Masur am Samstag in Argentinien den ersten Teil seiner Südamerikareise mit großem Erfolg beendet. In dem seit Wochen ausverkauften Teatro Colon in Buenos Aires wurden das Orchester und Masur nach dem zweiten Konzert mit dem „Sommernachtstraum“ von Felix Mendelssohn-Bartholdy und der 4. Sinfonie von Anton Bruckner stürmisch bejubelt.

Auch beim Schweriner FilmKunstfest stritt man sich um das Geld: Während der Preisverleihung des 6. Schweriner FilmKunstFestes stellte Kultusministerin Regine Marquardt (SPD) klar: Nicht die Landeshauptstadt, sondern das Kultusministerium vergebe den mit 15.000 Mark dotierten „Fliegenden Ochsen“. Sie gratulierte Regisseur Wolfgang Panzer und Hauptdarsteller Martin Huber, die für ihren Film „Broken Silence“ über einen Kartäusermönch in Indonesien den Hauptpreis des Festivals erhielten. Bei den im Saal anwesenden Stadtvertretern – Oberbürgermeister Johannes Kwaschik (SPD) und Stadtpräsidentin Heidrun Bluhm (PDS) – dürfte diese Bemerkung nicht besonders freundlich aufgenommen worden sein. Stadt und Land hatten das fünftägige Festival mit rund 400.000 Mark zu fast gleichen Teilen unterstützt. Ansonsten zählten die Veranstalter 13.000 vor allem junge BesucherInnen.

Dafür kam bei der Diskussion zum bevorstehenden 50. Gründungsjubiläum der inzwischen aufgelösten ostdeutschen Filmgesellschaft Defa (17. Mai) unter dem Motto „Zwei Welten im deutschen Film“ heraus, daß es von seiten der Vertreter des einstmals „jungen deutschen Films“ in der Bundesrepublik nach den Erinnerungen des Regisseurs Reinhard Hauff kaum Interesse an der DDR gab.

Mehr Interesse dürfte der heutige junge Film am neuen Studio von Tony und Ridley Scott haben. Mill Digital Film Co. soll das fortgeschrittenste Digital- Special-Effekts-Studio außerhalb Hollywoods sein. Volker Schlöndorff, Studioleiter auf dem ehemaligen Defa-Gelände in Babelsberg, der auf der oben genannten Diskussionsveranstaltung sagte, er sei kein einziges Mal in Ost-Berlin ins Kino gegangen, dürfte das eher beunruhigen.

Vielleicht ging er in Ost-Berlin ins Theater. Dessen bekannteste Figur, der im Dezember gestorbenen Dramatiker und Regisseur Heiner Müller wurde jedenfalls am Sonntag im Berliner Ensemble postum mit dem Berliner Theaterpreis ausgezeichnet. Die Stiftung Preußische Seehandlung, die die mit 30.000 Mark dotierte Auszeichnung jährlich während des Theatertreffens vergibt, hatte den Preis Müller bereits vor seinem Tod zugesprochen: weil Heiner Müllers Pathos das Pathos der Subversion gewesen sei. Er stehe für ein provozierendes Leben und Wirken in einer Zeit der Ratlosigkeit.

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