: Unterm Strich
Die Freunde niedlicher Gummitiere sind traurig. Nach einem Schlaganfall ist Tomyuki Tanaka, der Erfinder von Godzilla, mit 86 Jahren gestorben. 1954 drehte Tanaka den ersten „Godzilla“-Film, in dem die zum Saurier mutierte Eidechse nur durch eine Wasserstoffbombe gestoppt werden konnte. Seither schlummerte das mal männlich, mal weiblich bestimmte Fabelwesen meist auf dem Meeresgrund, nur um durch Militär- und Umweltkatastrophen geweckt zu werden. Damit hatte Tanaka einen populären Nachkriegsmythos für Japan geschaffen: Godzilla wurde zum Symbol alles Verdrängten, das in der japanischen Grusel-, Comic- und Popkultur wiederkehrt. Tanaka selbst arbeitete indes auch mit Akira Kurosawa an „Kagemusha“ zusammen und produzierte annähernd 220 Filme. Seine Kreatur allerdings bleibt unsterblich: Die nächste „Godzilla“-Episode wird übrigens Roland Emmerich verfilmen.
Um Mythen und ihre Darstellung geht es auch im Bonner Haus der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland. Voller Stolz zeigt das Museum als neueste Errungenschaft den Dienstrevolver und das Barett des einstigen GSG-9-Kommandeurs Ulrich Wegner. Zu Ikonen geronnen symbolisieren sie nun die Heldentat der Geiselbefreiung in Mogadishu und komplettieren die „Ausstellungseinheit Terrorismus“, in der sich auch schon die Schreibmaschine von Andreas Baader befindet.
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