: Unterm Strich
Als hätte man es nicht schon geahnt. Den Deutschen geht die Kultur aus, besser: Sie können sie nicht mehr bezahlen. Nach Angaben des Deutschen Städtetags sanken die Pro-Kopf-Ausgaben für Theater, Konzerte, Museen, Bibliotheken und Volkshochschulen zwischen 1991 und 1995 um real 8,3 Prozent, glaubt jedenfalls Focus zu wissen. Durchschnittlich wendeten die Gemeinden im Jahr 270 Mark pro Einwohner für Kultur auf. Die höchsten Kulturetats leistet sich laut Städtetag noch Berlin (1.148,81 Mark je Einwohner), Hamburg (959,89 Mark) und Frankfurt am Main (807,19 Mark). Die Schlußlichter sind Herne (98,29 Mark), Hamm (97,67 Mark) und Offenbach am Main (90,29 Mark). Für die kleinen, finanzschwachen Kommunen wird sich die Lage den Angaben zufolge in den nächsten Jahren noch verschärfen. „Die Kommunen müssen das Tafelsilber verscherbeln“, rät der Präsident des Goethe-Instituts, Hilmar Hoffmann.
Einen Schritt weiter ist man da offensichtlich in Belgien. Dort verschwinden nämlich immer mehr Kunstwerke aus Privathäusern, Kirchen und Museen. Im vergangenen Jahr wurden 17.287 Kunstwerke entwendet, berichtete die belgische Zeitung Le Soir. Das sind 910 mehr als 1995 und knapp 5.400 mehr als 1994. Den Dieben wird es nach Angaben der Polizei oft zu leicht gemacht: Die Kunstwerke sind häufig kaum gesichert. Vor allem in Museen lassen die Sicherheitsvorkehrungen oft zu wünschen übrig. Oder ist das schon eine Maßnahme, mehr Kunst unter die Leute zu bringen?
Der übliche Peymann-Rumor zum oben besprochenen Stück. Claus Peymann hat an seinem 60. Geburtstag zum Abschied mit seinen österreichischen Kritikern geschimpft. „Das ist ja alles so ein vollständiger Blödsinn, was die ewig mit sich selbst onanierende sogenannte österreichische oder besonders Wiener journalistische Medienöffentlichkeit miteinander betreibt, das ist ja zum Himmel schreiend“, sagte Peymann am Samstag im ORF. Er verwahrte sich gegen Vorwürfe, zuwenig österreichische Stücke zu spielen. „Eine besondere Paradoxie und ein besonderer Aberwitz und Wahnsinn ist dieser grenzenlose Haß, der mir von einem Teil der politischen und medialen Öffentlichkeit immer noch entgegengebracht wird“, kritisierte Peymann seine Kritiker. Diese Kritik stehe unter dem Motto Nestbeschmutzer, die österreichische Seele nicht verstanden usw. „Wahrscheinlich habe ich die österreichische Seele mit der Muttermilch eingesogen, oder sie zumindest doch in einer ganz anderen Weise geliebt, entdeckt und gefördert als diese ganzen nationalistischen Spießer, die uns dauernd vorwerfen, wir hätten wieder das Österreichische vergessen. Vielleicht war das österreichische Nationaltheater noch nie so österreichisch wie ausgerechnet in der Direktion dieses Piefke Peymann“, meinte der Theatermacher selbstironisch.
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