Unterm Strich:
Regisseur Peter Konwitschny sieht den Konflikt mit der Sächsischen Staatsoper Dresden um seine Inszenierung „Die Csardasfürstin“ als generelles Problem von Urheberrecht. „Bislang gibt es dieses für Regisseure nämlich nicht.“ Regie sei aber schon seit Richard Wagner zu einem ganz wichtigen Teil von Opernaufführungen geworden, sagte Konwitschny am Mittwoch der dpa. Die Rechtsprechung habe mit dieser Entwicklung nicht Schritt gehalten: „Mir geht es bei der jetzigen Diskussion um Grundsätzliches.“ Hintergrund des Streits: Konwitschnys Inszenierung der Operette „Die Csardasfürstin“ von Emmerich Kalman, die wenige Tage vor Silvester Premiere hatte. Bei der Aufführung am Silvesterabend nahm die Opernleitung gegen Konwitschnys Willen drei an die Schrecken des Krieges gemahnende Szenen heraus, darunter den Tanz der Hauptdarstellerin mit einer kopflosen Leiche, weil das einem Teil des Dresdner Publikums unzumutbar schien (siehe taz vom 12. 1.). Die Semperoper spielt seitdem die „Csardasfürstin“ in der geänderten Form, und will dies auch fortan tun. Dagegen setzt sich Konwitschny zur Wehr. Wenn die Semperoper ihre Haltung bis 18. Januar nicht ändert, will Konwitschnys Anwalt per einstweiliger Verfügung gegen das Haus vorgehen. Konwitschny: „Die Semperoper hat bei der ,Csardasfürstin‘ eine große Chance verpasst, mit den Zuschauern ins Gespräch zu kommen.“ Bei dem Grad an Emotionen hätte es sich angeboten, nach den Aufführungen mit den Leuten zu diskutieren.
Solche Probleme hat Jean-Jacques Annaud nicht. So realistisch wie möglich, d. h. mit gaaanz viel Blut und Metzelei, will der Oscar-Preisträger („Der Name der Rose“) den teuersten je in Europa produzierten Film inszenieren: Daher wurden eigens für das 180 Millionen Mark teure Stalingrad-Drama „Enemy at the gates“ auf dem früheren russischen Kasernengelände in Krampnitz bei Potsdam Stalingrad nachgebaut und in Babelsberg Kulissen für Innenaufnahmen „hochgezogen“ (dpa). Auch im Zementwerk in Rüdersdorf, wo vor allem Häuserkampfszenen gedreht werden, hatten Filmarchitekten „alle Hände voll zu tun“ (dpa). Dort sowie an einem gefluteten Tagebaurestloch bei Cottbus, wo die Szenen am Ufer der Wolga spielen, soll die authentische Geschichte des russischen Bauernjungen Wassilij verfilmt werden, der als Scharfschütze im Zweiten Weltkrieg ins Visier der Wehrmacht geriet. Da werden sie wieder alle reinrennen, insbesondere die Dresdner. Aber lass uns hinterher drüber diskutieren!
In Thüringen switcht man dagegen bereits von Goethe auf Bach. Ab Sonntag steht dort nämlich alles „im Zeichen“ (dpa) des „weltweit berühmten Komponisten Johann Sebastian Bach“ (dpa; 250 Jahre tot). Gefeiert wird natürlich gesamtdeutsch, doch die 32 Thüringer Jahre sind Anlass zur Landesausstellung „Der junge Bach – Weil er nicht aufzuhalten“ (Erfurt). In Meiningen werden Bildnisse von Johann Sebastian Bach und seiner Familie gezeigt. Dort werden auch die Südthüringischen Tage für alte Musik mit Schwerpunktthema „Der andere Bach“ stattfinden. Altenburg beteiligt sich unter anderem mit einem Symposium zur „Bachrezeption der Orgelkunst des 19. und frühen 20. Jahrhunderts“.
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