Unterm Strich:
Seit gestern gucken sie wieder einträchtig auf die Leinwand, die jungen Filmemacher aus aller Welt und die Vertreter der großen amerikanischen Verleihfirmen. Das Sundance-Film-Festival in Park City im Bundesstaat Utah bringt sie alljährlich zusammen, und das diesjährige wurde gestern eröffnet. Hoffnungen auf Preise und damit auf die Chance, lukrative Verträge zu bekommen, machen sich auch die Macher zweier deutscher Filme. Für das von Hollywoodstar Robert Redford 1985 ins Leben gerufene Festival konnten sich Sebastian Schippers „Absolute Giganten“ sowie „Oi! Warning“ von Dominik und Benjamin Reding qualifizieren.
Allein die Teilnahme am Sundance-Festival gilt bereits als Auszeichnung. Mehr als 1.700 Bewerbungen waren für das zehntägige Filmfest am Fuß der schneebedeckten Wasatch-Bergkette eingegangen. 113 Produktionen wählten die Veranstalter aus. Im vergangenen Jahr erwies sich das Festival als Sprungbrett für den Erfolg von „The Blair Witch Project“. Der deutsche Film „Lola rennt“ von Tom Tykwer war mit einem Zuschauerpreis ausgezeichnet worden.
Ein neues Dream-Team? Sie haben sich echt was zu sagen, Berlins Kultursenatorin Christa Thoben und der Bundeskulturbeauftragte Michael Naumann. Die neueste Meldung: Will der Bund in Berliner Kultureinrichtungen mehr Mitspracherecht haben, muss der Hauptstadtkulturvertrag neu verhandelt werden, sagt Thoben. Die bisher noch geltende Vereinbarung sehe vor, dass die 80 Millionen Mark an institutioneller Förderung durch den Bund pauschal in den Berliner Kulturhaushalt einfließen. Das Geld soll den Einrichtungen mit nationaler Ausstrahlung zugute kommen. Im Jahr 2001 werde eine Änderung dieses Prinzips und ein konzentriertes Engagement des Bundes in einigen wenigen Häusern angestrebt. Thoben: „Naumann muss nur sagen, wo er reinwill und wo er dafür rauswill.“ Was die konkrete Mitsprache bei wichtigen Personalentscheidungen betreffe, habe sie mit Naumann verabredet, für die Leitung der Berliner Festspiele und der Berlinale eine gemeinsame Findungskommission einzusetzen.
In die Schauspielerprominenz nicht mehr rein muss Hans-Michael Rehberg. Er ist schon drin. Von nun an ist er zudem der neue Träger des Gertrud-Eysoldt-Rings, eines der angesehensten deutschen Schauspielerpreise. Die mit 20.000 Mark verbundene Auszeichnung wurde ihm gestern verliehen. Die Juroren ehrten Rehberg für seine Verkörperung des Christian Maske in „1913“ in Köln sowie für seine Rollen in „Der verkaufte Großvater“ von Anton Hamik in München und in „Marija“ von Isaak Babel in Zürich. Der Schauspieler Helmut Lohner und der Regisseur Peter Stein gehörten dem Preisgericht an.
Was haben R. E. M und ATR alias Atari Teenage Riot gemeinsam? Nicht viel außer kryptischen Kürzeln als Namen. Und noch etwas: Beide mögen es nicht, ihre Musik in Werbespots verwurstet zu wissen. „Wer seine Musik für Werbung hergibt, ist eine Hure. Ich will meinen Kindern zeigen, dass nicht alles zum Verkauf steht“, zitiert der aktuelle Musik Express das R. E. M-Mitglied Peter Buck. Aus diesem Grund hat die Kapelle aus dem kleinen Städtchen Athens, Georgia, sich dem Computerkonzern Microsoft verweigert, der zur Markteinführung seines Windows-Programms einen R. E. M.-Song verwenden wollte.
Ähnlich hätten sich wohl Atari Teenage Riot verhalten, glaubt man Alec Empire, dem Mastermind hinter der Digital-Hardcore-Truppe aus Berlin. Leider hat ihn keiner gefragt. Herrn Empires heiliger Zorn richtet sich deswegen ganz konkret gegen den Unterhaltungskonzern Sony, dem er vorwirft, einen ATR-Track für eine Camcorder-Reklame in Taiwan benutzt zu haben – ohne Einwilligung der Band! Der britische New Musical Express zitiert die Webseite der Band, auf der diese erklärt: „Kein Geld kann diesen Schaden wieder aufwiegen. Fuck Sony.“ Alec Empires Anwälte sollen bereits auf den Fall angesetzt sein.
Sony hat sich bisher nicht zu diesen Vorwürfen geäußert. Der NME sieht durchaus Chancen für eine Klage und kennt einen Präzendenzfall: Tom Waits soll eine sechsstellige Summe von seinem ehemaligen Musikverlag eingestrichen haben. Dieser hatte zwei Songs des Musikers zu Reklamezwecken verkauft, ohne den Urheber vorher gefragt zu haben. Das Interesse der Industrie an der Untermalung ihrer Werbespots durch aktuelle Pop-Klänge hat jedenfalls in letzter Zeit deutlich zugenommen – und Künstler wie Blur, Fatboy Slim oder die Lightning Seeds hatten bisher weniger Widerstände, sich vereinnahmen zu lassen.
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