piwik no script img

 ■ Unterm Strich

Wie sieht die Bestie aus? Die österreichische Schriftstellerin Elfriede Jelinek hat den österreichischen Rechtspopulisten Jörg Haider als den „Führer eines homoerotischen Männerbundes“ bezeichnet. In einem Interview mit der Berliner Morgenpost vom Sonntag sagte sie, Haider arbeite „bewusst mit homophilen Codes, natürlich ohne sich wirklich als homosexuell zu bekennen“. Er lasse sich auf Nacktfotos abbilden „und er spielt mit seiner sexuellen Ambivalenz“. Jelinek glaubt, dass das Phänomen Haider nicht zuletzt ein erotisches ist, „denn er kann Mann und Frau zugleich sein, das gibt ihm das Schillernde, das die Massen ,einfängt‘“. Haider arbeite „wie alle faschistoiden Bewegungen, mit dem ästhetischen Körperkult, mit dem homoerotischen Männerbund, der sich im Sport manifestiert, es ist sozusagen der erlaubte sexuelle Akt mit dem braun gebrannten jungen – er ist so alt wie ich! – ,Führer‘, der huldvoll seine Gunst gewährt“. Darüber hinaus beklagte Jelinek, dass sie noch nie in ihrem Leben für etwas so angegriffen worden sei, wie für ihre Ankündigung, die österreichischen Bühnen nicht mehr mit ihren Stücken zu beliefern, solange Haiders FPÖ an der Regierung beteiligt ist.

Bei Hans Neuenfels trägt die Bestie ein Hornissenkostüm. Am Wochenende gab es zur Premiere der Neuenfels-Inszenierung von Verdis „Nabucco“ an der Deutschen Oper Berlin deshalb Tumulte. Dabei hatte sich das Publikum am Ende der Premiere bei Marcello Viotti (musikalische Leitung), Orchester, Chor und der Mehrzahl der Solisten mit Bravos und viel Beifall bedankt. Nur die Regie wurde ausgebuht, nachdem es in der Mitte der Aufführung, als die Assyrer in der schwer nachvollziehbaren Verkleidung als Hornissen erschienen waren, noch zu einem Publikumsduell von „Aufhören!“- und „Da capo!“- Äußerungen gekommen war.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen