: Unsichere Gift-Kippen-Sicherung
■ Münchehagen-Initiative wirft Niedersachsens Umweltminister Unfähigkeit vor
Um die seit mehreren Jahren geplante Sicherung der stillgelegten Sondermülldeponie Münchehagen (Landkreis Nienburg) ist wieder Streit entbrannt. Die Arbeitsgemeinschaft „Bürger gegen Giftmüll“ wirft dem niedersächsischen Umweltministerium vor, einseitig an einem völlig überholten Konzept festzuhalten. Ein vielversprechendes Verfahren zur kompletten Abdichtung der gefährlichen Dioxinkippe werde dagegen bei der Vorauswahl offensichtlich benachteiligt, sagte Sprecher Heinrich Bredemeier gestern vor Journalisten in Loccum bei Münchehagen.
Auf Einladung der Bürgerinitiative stellte die Augsburger Firma Richter GmbH ihr neues Verfahren zur Deponiesicherung vor. Mit einer vollautomatischen Maschine wird unter die gesamte Deponie Bahn für Bahn eine Kunststoffabdichtung einschließlich eines Drainagesystems gelegt, so daß stets die Dichtigkeit überprüft werden könne, erläuterte Firmenchef Hans Richter. Innerhalb von zwei Jahren könne die Dichtung fertiggestellt werden. Die Kosten bezifferte Rich
ter auf rund 100 Millionen Mark, wobei der Bund etwa die Hälfte beisteuern würde.
Das von der Landesregierung bisher favorisierte Konzept, seitlich Schlitzwände und Injektionen mit Dichtmasse in den Boden einzulassen, hat dagegen keine Aussicht auf finanzielle Förderung durch den Bund. Ein Antrag auf Forschungsgelder wurde abgelehnt. Nach Meinung Richters gilt das Schlitzwand-Verfahren in
der Fachwelt als überholt und ist „ökologisch nicht zu verantworten“.
Das Umweltministerium in Hannover habe bereits signalisiert, daß das Richter-Verfahren „keine Chance“ habe, erklärte AG-Sprecher Bredemeier. Ein Sprecher des Umweltministeriums erklärte dagegen, die zuständige Fachabteilung bewerte das Richter-Verfahren grundsätzlich als „gute Sache“.
dpa
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen