: „Unsere Leute setzen sich auf das Zeug drauf“
■ Hilfsgüter für Sarajevo werden bis ins Krankenhaus Kosevo begleitet
Im Büro der Initiative „Keine Mauer durch Sarajevo“ steht das Telefon nicht mehr still. In der letzten Woche hatte die Initiative mit dem Technischen Hilfswerk Berlin-Brandenburg, der Berliner Ärztekammer, Kirchengemeinden und allen Fraktionen des Berliner Abgeordnetenhauses dazu aufgerufen, 1.000 Pakete für die Menschen in Bosnien-Herzegowina zu packen (die taz berichtete). Seitdem telefoniert Eggert Hardten mit über 70 Menschen am Tag. „Mehr schaff' ich nicht“, sagt der Koordinator der Aktion etwas erschöpft.
Am Mittwoch letzter Woche sind die ersten drei Lastwagen nach Sarajevo aufgebrochen. Beladen waren sie mit Milchpulver, Windeln und Medikamenten. Die Fahrer haben sogenannte blue cards von der Flüchtlingshilfe der UNO. Sie sind damit als Hilfeleistende anerkannt und können Unterstützung der UNO in Anspruch nehmen. Das allerdings will die Initiative nur bedingt. „In Split setzen sich unsere Leute erst mal auf ihr Zeug drauf“, berichtet Eggert Hardten. „Die warten dann so lange, bis sie mit ihren Hilfsgütern nach Sarajevo mitgenommen werden.“
Die Verteilung der Hilfsgüter in Sarajevo läuft über Komitees, die von der Regierung in Bosnien- Herzegowina eingesetzt wurden. Um Vetternwirtschaft vorzubeugen, hat die Initiative „Keine Mauer durch Sarajevo“ eine direkte Adresse: das Krankenhaus Kosevo. Der Leiter des Krankenhauses teilt ständig telefonisch mit, was fehlt – wenn eine Verbindung nach Deutschland zustande kommt. „Kürzlich haben die eine Lieferung der Weltgesundheitsorganisation bekommen“, erzählt Eggert. „Die Medikamente waren über zehn Jahre alt, die meisten verfallen.“
Neben Medikamenten brauchen die Menschen in Sarajevo warme Kleidung. Die Meteorologen sehen einen harten Winter auf Bosnien-Herzegowina zukommen. Auf Transportverzögerungen ist die Initiative jedoch vorbereitet. Auf dem Weg nach Split gibt es in Ljubljana und Zagreb bewachte Zwischenlager. Außerdem sprechen alle Fahrer Serbokroatisch. Nils Klawitter
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