ROTE ERDE : Uns Uwe & ich
ANDREAS RÜTTENAUER
Mensch Walter!“ – „Mensch Uwe!“ Zwei Freunde treffen sich am Flughafen von Port Elizabeth. Sie umarmen sich. „Das war ja was heute“, sagt Uwe. „Und was das war!“, sagt Walter. Dann kommen die ersten Busladungen von nach der Niederlage der Deutschen gegen Serbien schlecht gelaunter Menschen deutscher Zunge. Wie nett von den DFB-Typen, denke ich mir, nach der Pleite zwei ihrer lebenden Maskottchen auf dem Flughafen zu postieren.
Unermüdlich geben Uwe Seeler und Walter Eschweiler Autogramme, lassen sich von und mit den Fans ablichten, die nun mit den Gefühl abfliegen können, dass sich der Trip doch noch gelohnt hat. Ich frage mich, warum jeder deutsche Fußballnarr den ehemaligen Schiedsrichter Walter Eschweiler kennt. Sicher, er hat bei der WM 1982 für eine berühmte Slapstickeinlage gesorgt, als er von einem Spieler umgerannt wurde, kurz das Bewusstsein verlor und sofort in die Pfeife blies, als er wieder halbwegs bei Sinnen war. Aber reicht das für eine Karriere als DFB-Maskottchen? Nein, entscheide ich, der schreibt nur Autogramme, weil er gerade neben Uwe Seeler steht, die Menschen ihn darum für wichtig halten und sich nicht zu fragen trauen, wer er eigentlich ist. Ich will das unbedingt rauskriegen.
„Mensch Uwe! Mensch Walter! Das war ja heute nichts, was?“ Mit diesen Worten stürme ich auf sie zu und umarme sie. „Alle drei, ein Foto!“, rufen ein paar Fans. Ich lege einen Arm um uns Uwe, einen anderen um diesen Walter und zu dritt grinsen wir die Fans an. Dann gebe ich noch ein paar Autogramme. Niemand fragt, wer ich denn eigentlich sei. Mich würde schon interessieren, für wen mich die Menschen gehalten haben. Außerdem hätte ich gerne ein Foto von mir zwischen Uwe und Walter. Vielleicht war jemand, der dies liest, dabei in Port Elizabeth. Wer mir weiterhelfen will, möge sich bitte an die Redaktion wenden.