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Unruhen in Mekka

■ Seit der islamischen Revolution in Iran kommt es fast regelmäßig zu Unruhen in der Pilgerstadt Mekka / Bereits 1979 über 200 Tote / Jährlich Festnahmen von Pilgern

Am 20. November 1979 drangen etwa 250 schwer bewaffnete Fanatiker einer „Islamischen Revolutionären Organisation“, in der Mehrzahl Saudis, in den heiligen Bezirk der Geburtsstadt des Propheten Mohammed ein. Sie besetzten die Heiligtümer des Islam, die große Moschee und die Kaaba, einen würfelförmigen Bau aus grauem Stein, den der Prophet Abraham auf Anweisung Gottes errichtet haben soll. Ganz im Sinne Khomeinis forderten sie die Bildung einer „echten islamischen Regierung“ und den Abbruch der Beziehungen zu den USA. Saudische Sicherheitskräfte benötigten vierzehn Tage, um die Besetzer niederzukämpfen. Bilanz: Über 200 Tote, darunter soll auch ein „Mahdi“ (Erlöser). Die Attacke auf die Moschee, nach Erkenntnissen westlicher Geheimdienste ein mißglückter Staatsstreich gegen den damaligen König Chalid (1975–1982), ermunterte unzufriedene schiitische Stämme zu Aufständen gegen das Herrscherhaus. Zu weiteren Zwischenfällen kommt es im Oktober und November 1981, als iranische Pilger in Mekka und Medina in Sprechchören „Allah Akhbar“ (Allah ist groß) an den Gebetsstätten rufen und dadurch Zusammenstöße mit den Sicherheitskräften provozieren. Am 8. Oktober 1982 wird der für iranische Pilgerfahrten zuständige Hodschatoleslam Mussavi Khoeineha zusammen mit 140 Pilgern nach anti–israelischen Demonstrationen aus Mekka ausgewiesen. Im September 1983 werden - nach Darstellung Teherans - 30 Iraner bei anti–amerikanischen und anti–israelischen Kundgebungen in Mekka verletzt, ein Jahr später wird ein iranischer Pilger bei Auseinandersetzungen mit irakischen Gläubigen in Medina getötet. Am 22. August 1985 organisieren rund 150.000 iranische Pilger in Mekka eine Demonstration und verlesen eine Botschaft von Khomeini. Zahlreiche Personen werden festgenommen. König Fahd, der 1982 seinem Bruder auf den Thron folgte und in jener Zeit Regierungschef war, ist seit 1980 bemüht, Vorsorge gegen innere Unruhen zu treffen. Damals versicherte er sich der Hilfe Frankreichs beim Aufbau der Sicherheitsdienste seines Landes, in diesem Jahr rief er den früheren Chef der deutschen Anti–Terrorgruppe GSG 9 als Sicherheitsbeauftragten in seine Hauptstadt Riad. (dpa/afp)

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