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Archiv-Artikel

Unmut des Talentepflegers

Es ist ein Kreuz mit den Talenten beim HSV. Ja, „sie sind ja unsere Zukunft“, wie auch Klaus Toppmöller angesichts klammer Club-Kasse längst erkannt hat. Doch über Jahre (un-)gepflegte Versäumnisse lassen sich nicht in einer Spielzeit reparieren.

Nach öffentlicher Schelte und „Straftraining“ unter der Woche sparte er nicht mit Lob für das aus personeller Not geborene Youngster-Schaulaufen gegen Leverkusen. Tatsächlich hatte Björn Schlicke vielleicht sogar mehr als „durchweg ordentlich“ gespielt, zumal wenn man bedenkt, dass er schon ab der 14. Minute nach einer übereifrigen Grätsche gegen Bierofka mit Gelb belastet war. Auch offensiv setzte Schlicke einige Akzente. Seine Flanke führte nach dem Pfosten-Kopfball von Romeo mittelbar zur Elfmetersituation (durch Mahdavikia), in der zweiten Hälfte legte er nach erstaunlich wendigem Dribbling gegen Placente gut für Jarolim auf.

Der beste Youngster allerdings stand unter der Woche gar nicht zur künstlichen Debatte. Colin Benjamin hatte wieder mal einen ganz starken Auftritt im defensiven Mittelfeld und wird Toppmöller in der Ansicht bestärkt haben, dass der diesmal nicht ganz so umständliche Jarolim nicht noch einen umständlichen Beinlich braucht (und umgekehrt). In den Katakomben drückte dafür sogar Aufsichtsratschef Uwe Bandow einen verduzten Benjamin demonstrativ an seine Brust. „Die Jungen haben mir das Leben schwer gemacht für die nächste Woche“, bilanzierte Toppmöller zufrieden. Er verspricht sich eine verschärfte Konkurrenzsituation im Kader, wenn die Hollerbachs und Fukals ihre Ansprüche wieder geltend machen.

Unverständnis äußerte Toppmöller über den Unmut von den Rängen, der gelegentliche Schnitzer akustisch begleitete, etwa als Schlicke ein Zuspiel ins Aus rutschen ließ. „Die jungen Leute sollte man doch unterstützen“, monierte Toppmöller, es sei halt „ein Unterschied, ob ich einen Placente oder einen Kling kaufe.“ Wobei: Kling war besser als Placente.

Und der Gedanke, dass er selbst mit harscher öffentlicher Kritik, die nur Boulevard-Klischees einer „faulen“ Kicker-Generation nährt, zu dieser Atmosphäre der Entmutigung beigetragen haben könnte, der kommt dem Talentepfleger Toppmöller eher nicht.