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Unkenrufe — massenweise rezensiert

Berlin (dpa) — Der Hessische Rundfunk darf nicht weiter behaupten, der Göttinger Steidl Verlag habe keine Leseexemplare des Romans Unkenrufe von Günter Grass verschickt. Das Landgericht Hamburg hat dem Sender am Donnerstag nach Angaben des Verlags bei Zuwiderhandlung ein Ordnungsgeld von 500.000 Mark angedroht. „Leseexemplare wurden nicht verschickt, für Kritiker also galt: Rechtzeitiges Lesen streng verboten, rezensieren unerwünscht“, hatte der Redakteur der Fernsehsendung „Titel, Thesen, Temperamente“, Hellmuth Karasek, in einer Sendung über den neuen Grass-Roman gesagt.

Steidl hatte daraufhin eine einstweilige Verfügung auf Unterlassung beantragt. „Gerade jetzt, wo eine ernsthafte Diskussion der Literaturkritiker über die Art und Weise, wie das Buch von den Medien aufgegriffen wurde, einsetzt“, sagte Verleger Gerhard Steidl am Donnerstag in einem 'dpa‘- Gespräch, „hat diese Vorverurteilung sehr geschadet“. Vor Erscheinen des Romans auf der Leipziger Buchmesse am 7.Mai seien 7 negative und nach der Buchpräsentation 28 positive Rezensionen erschienen. Er wird in der 3. Auflage mit bisher 90.000 Exemplaren gedruckt. (Az. Landgericht Hamburg 324 0 310/92)

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