: Uni gauweilert nicht
■ Betr.: „Kollegiales Schweigen an der Bremer Uni“, taz vom 10.11.
Mein Kollege, Prof. Dian Schefold, ist kein Gesinnungsgenosse des bayerischen Protagonisten autoritärer und aufgerüsteter Staatlichkeit, Gauweiler. Schefold ist vielmehr über Jahrzehnte in einer Vielzahl von Veröffentlichungen gerade für die Einhaltung der rechtlichen Grenzen staatlicher Machtausübung und für die Rechte von Minderheiten eingetreten. Er hat sich nie für die polizeiliche Befugnis zum finalen Todesschuß etwa gegenüber Geiselnehmern eingesetzt, auch nicht in dem angesprochenen Interview mit dem Weser-Report.
Die zahlreichen (teilweise kritischen) Gespräche mit Dian Schefold im Kollegenkreis über dieses mit einseitigen Fragestellungen geführte und in einen tendenziösen Kontext gestellte Interview haben uns deutlich gemacht, daß er weiterhin an seiner bisherigen Linie festhält. Auch für ihn sind gegenüber einem Geiselnehmer stets alle Mittel des Gesprächs zu nutzen, was in der Gladbecker und Bremer Affäre gerade nicht geschehen ist. Im übrigen reichen die bestehenden strafrechtlichen Normen für Notwehr und Notstand als Basis polizeilicher Intervention in extremen Situationen absolut aus, wovon Schefold auch im Weser-Report ausgegangen ist. Wenn er im August über die Anwendung der strafrechtlichen Normen nachgedacht hat, so hat das mit den Konzepten Gauweilers nichts zu tun. Diejenigen, die bei jeder Gelegenheit nach einem in der polizeilichen Einsatzzentrale verfügten gezielten Todesschuß rufen, sind auch nach Schefolds Meinung immer den Beweis schuldig geblieben, daß damit das Leben Unschuldiger besser zu schützen ist.
Peter Derleder (Jura-Professor an der Bremer Universität)
!!!!
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 50.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen