Uni-Rektor Timm bleibt unangefochten

■ Nur sieben Bewerbungen, fünf davon unqualifiziert / Wiederwahl des Mathematikers sicher

Jürgen Timm, seit zehn Jahren Rektor der Bremer Universität, geht unangefochten seiner dritten Amtszeit entgegen. Wenn heute Konvent und Senat, die höchsten Universitäts-Gremien, zur öffentlichen Anhörung und anschließenden Bewertung der Bewerber um den ab 1. September neu zu vergebenden Rektorenposten zusammenkommen, dann wird sich neben Timm lediglich ein weiterer Interessent vorstellen: Erhard Klinke, der zur Barschel-Zeit als höherer Beamter ins schleswig-holsteinische Kultusministerium geholt worden war. Angesichts dieser Kandidatenlage ist Timms Wiederwahl sicher. Aus der Bremer Universität heraus war kein Gegenkandidat gekommen.

Insgesamt hatten sich überhaupt nur sieben BewerberInnen für die überregional ausgeschriebene Stelle gefunden. Fünf davon waren — nach übereinstimmender Meinung der Vorauswahlkommission — völlig unqualifiziert. Auch die einzige Frau, die sich als Bremer Rektorin beworben hatte, eine promovierte Verlagsassistentin, habe „die formalen Voraussetzungen einfach nicht erfüllt“, wie selbst die Uni- Frauenbeauftragte, Kathrin Heinz, feststellen mußte.

Warum sich für die mit rund 10.000 Mark brutto nicht eben spärlich dotierte Stelle so wenig InteressentInnen fanden, wird uni-intern vor allem mit der unangefochtenen Stellung des Mathematik-Professors Jürgen Timm im Rektorat erklärt. Denn ohne eine gewisse Chance begeben sich qualifizierte KonkurrentInnen lieber nicht in das öffentliche Auswahlverfahren. „Timm hat eben keinen schlechten Ruf“, geben auch seine studentischen KritikerInnen zu. Trotzdem, so Konvents-Mitglied Tim Budde, sei die Bremer Bewerberlage „traurig“.

Jürgen Timm selber hatte sich mit seiner erneuten Kandidatur schwer getan. Schließlich läßt der Terminkalender eines Unirektors keinen Platz mehr für eigene wissenschaftliche Arbeit. „Ich habe das jetzt zehn Jahre gemacht“, hatte Timm kurz nach seiner Entscheidung zur erneuten Kandidatur gesagt, „da könnte man sich natürlich auch gut mal wieder etwas anderes vorstellen.“ Nicht gerade motivierend war für Timm auch der neu entbrannte Streit um das von Klaus Wedemeier vor der Wahl versprochene 60-Millionen-Programm für die Entwicklung der Universität für die nächsten Jahre.

Gleichzeitig mit der Bewerbungsrunde in Bremen findet heute auch in Oldenburg die Anhörung der Bewerber für das Präsidentenamt der dortigen Universität statt. Wie in Bremen hatte es lediglich sieben Bewerbungen — allesamt von Männern — gegeben, von denen das Wissenschaftsministerium nur drei als ausreichend qualifiziert zuließ. Gegen den amtierenden Präsidenten Michael Daxner, der sich vor sechs Jahren überraschend gegen seinen Vorgänger Horst Zilleßen durchsetzen konnte, tritt mit dem Chemie-Professor Carl Heinz Hamann ein Konkurrent aus der eigenen Uni an. Trotzdem werden Daxner große Chancen für eine Wiederwahl eingeräumt.

Dirk Asendorpf