: „Unheilige Allianz mit der Schußwaffenlobby“
■ Der US-Kongreß untersucht die Erstürmung der Davidianer-Farm in Waco 1993
Washington (AP) – Mit Entsetzen haben Abgeordnete des US- Kongresses am Mittwoch auf Aussagen einer minderjährigen Zeugin reagiert, die über das Sexleben in der Davidianersekte von Waco und über eine Anweisung zum Selbstmord berichtete. Sie schilderte ihre Erlebnisse so drastisch, daß die Parlamentarier das Fernsehpublikum vor der schockierenden Art der Aussagen warnten.
Zwei Unterausschüsse des Repräsentantenhauses befassen sich seit Mittwoch in öffentlicher Anhörung mit den Ereignissen vom April 1993, als Beamte der Bundeskriminalpolizei FBI und der Bundesbehörde für Alkohol, Tabak und Schußwaffen (ATF) die festungsartige Zentrale der Davidianer-Sekte stürmten, in der ein Waffenlager vermutet wurde. Damals kamen 91 Menschen, darunter der Sektenführer David Koresh und vier Beamte, ums Leben, das Anwesen brannte völlig ab. In der parlamentarischen Untersuchung soll geklärt werden, ob die beteiligten Bundesbehörden gravierende Fehler machten. Die oppositionellen Republikaner, die in beiden Unterausschüssen den Vorsitz führen, nehmen besonders die Bundesbehörde für Alkohol und Waffen aufs Korn.
Demokratische Abgeordnete beschuldigten die Republikaner, sie seien eine unheilige Allianz mit der Schußwaffenlobby National Rifle Association eingegangen, die zu den schärfsten Kritikern des Vorgehens der Behörden in Waco zählt. Der Parlamentarier Charles Schumer sagte, schon über den Vorbereitungen der Anhörung „lag der Geruch der Voreingenommenheit“.
Die jetzt 14 Jahre alte Kiri Jewell, die als Kind in der Sekte lebte und das Anwesen vor der Erstürmung verließ, berichtete in der Anhörung, sie habe schon im Alter von zehn Jahren mit dem Sektenführer Koresh schlafen müssen. Auch schilderte sie, daß Koresh sehr detailliert über Sexakte mit anderen Kindern und mit Frauen berichtet habe. Ferner sei ihr gezeigt worden, wie man eine Schußwaffe in den Mund stecke und dann Selbstmord begehe.
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