■ Unglaublich: Charles ergreift anständigen Beruf: Es war einmal ein kleiner Prinz
London (taz) – Der britische Thronfolger Prinz Charles, dessen Aufstiegschancen durch die Telefonsex-Affaire mit Camilla Parker-Bowles stark gelitten haben, versucht sich neuerdings in einem anständigen Beruf – als Schauspieler. Karfreitag gab er sein Debüt im walisischen Fernsehen. Schließlich ist er im Nebenberuf Prinz of Wales und mußte deshalb auch Walisisch lernen.
Wie die meisten Neulinge fing auch Charles klein an – im wahrsten Sinne des Wortes: Er ist in dem Kinderfilm „The Legend of Lochnagar“ keine zehn Zentimeter groß. Der Film basiert auf dem Märchen „The Old Man Of Lochnagar“, das der Thronfolger zur Unterhaltung seiner kleinen Brüder geschrieben hatte. Das Märchen wurde 1980 in Buchform veröffentlicht. Für die Verfilmung hat es die Muppets-Veteranin Jocelyn Stevenson umgeschrieben. „Es war sehr einfach, mit dem Prinz zusammenzuarbeiten“, sagte sie. „Er meinte, daß ihm meine Geschichte gefallen habe und er am Ende weinen mußte.“ Das hält sie zwar für gelogen, aber: „Es war doch nett, daß er es gesagt hat, oder?“ Aber klar.
Die Geschichte handelt von einem alten Mann, der in einer Höhle wohnt und eine Badewanne installieren will. Die Arbeiten stören einen Marder, und am Ende wird das ganze Gormland überflutet. Das Märchen hat freilich auch eine Moral, erklärt der Prinz: Alles was man tut, hat auch auf andere eine Wirkung und dadurch auch auf die Umwelt. Drum merke, es handelt sich um ein grünes Märchen. Eigentlich ist es ein Zeichentrickfilm, bei dem Charles lediglich als Erzähler auftreten sollte. Bei der Diskussion um die Schlußszene bat er den Produzenten Dave Edwards jedoch, ihn für diese Szene auf die Größe der Gorms einzuschrumpfen. Edwards fragte verblüfft, ob das ernst gemeint sei. Nach langer Pause antwortete Charles selbstkritisch: „Es ist an der Zeit, daß der Prinz of Wales zurechtgestutzt wird.“ Edwards soll vom Buckingham-Palast ein nennenswerter Betrag angeboten worden sein, damit er den Prinz im Westentaschenformat belasse.
Edwards war von Charles jedoch hellauf begeistert und ist nach eigenen Angaben noch royalistischer als zuvor: „Er ist gar nicht formal. In einer Szene tritt der alte Mann in Unterhosen auf. Wir hatten uns einen Slogan überlegt, der auf die Unterhose sollte, doch Charles schlug vor, zu schreiben: ,Im Auftrag Ihrer Majestät‘. So haben wir es dann gemacht.“ Und auch Chris Grace, Trickfilm-Direktor bei Channel Four, ist dem Prinz inzwischen verfallen, weil er bei den Dreharbeiten eine Fünfjährige umarmt hat, die sich bei ihrem Text ständig verhaspelt hat und kurz vor einem Tränenausbruch stand. „Wir fragten uns manchmal, ob wir mit derselben Person drehten, über die wir sonst immer in der Zeitung lesen“, sagte Grace. Hatte er erwartet, daß Charles die Fünfjährige zur Strafe eine Treppe hinunterschubsen würde?
Der Märchenfilm wurde Samstag abend im schottischen Fernsehen wiederholt – in gälisch. John Smith von der BBC in Edinburgh mußte Charles darin unterrichten. „Er kann Gälisch nicht fließend, aber er hat alle Anstrengungen unternommen, damit seine Aussprache nicht kritisiert wird“, sagte Smith. „Der Dialog dauert fünf Minuten, aber er hat das lieber siebenmal aufgenommen, als es falsch zu machen. Er nimmt seinen Titel sehr ernst.“ Charles ist nämlich nicht nur Prinz of Wales, sondern auch Lord der schottischen Inseln. Sonntag abend lief der Film in der BBC auf englisch. Das kann er wenigstens – wenn auch mit einem Upperclass-Akzent, der klingt, als ob er einen Sack Murmeln im Mund hätte. Ralf Sotscheck
40.000 mal Danke!
40.000 Menschen beteiligen sich bei taz zahl ich – weil unabhängiger, kritischer Journalismus in diesen Zeiten gebraucht wird. Weil es die taz braucht. Dafür möchten wir uns herzlich bedanken! Ihre Solidarität sorgt dafür, dass taz.de für alle frei zugänglich bleibt. Denn wir verstehen Journalismus nicht nur als Ware, sondern als öffentliches Gut. Was uns besonders macht? Sie, unsere Leser*innen. Sie wissen: Zahlen muss niemand, aber guter Journalismus hat seinen Preis. Und immer mehr machen mit und entscheiden sich für eine freiwillige Unterstützung der taz! Dieser Schub trägt uns gemeinsam in die Zukunft. Wir suchen auch weiterhin Unterstützung: suchen wir auch weiterhin Ihre Unterstützung. Setzen auch Sie jetzt ein Zeichen für kritischen Journalismus – schon mit 5 Euro im Monat! Jetzt unterstützen