: Ungewohnter Komfort für die Gäste
Die Fischtown Pinguins siegten am achten DEL-Spieltag 4:2 bei den Grizzlys aus Wolfsburg
Von Christiane Mitatselis
In der Deutschen Eishockey-Liga (DEL) gibt es nur zwei Vereine, die im Norden der Republik beheimatet sind: die Grizzlys Wolfsburg und die Fischtown Pinguins Bremerhaven. Wenn sie gegeneinander spielen, wie sie es am Sonntag taten, bringt das Duell ungewohnten Komfort für die Gastmannschaft mit sich, nämlich eine Anfahrt von nur 260 Kilometern. Das ist sehr wenig im Vergleich zu den gut 700 Kilometern, die Bremerhaven im Teambus zurücklegen muss, wenn es etwa im niederbayerischen Straubing antritt oder in Schwenningen im Schwarzwald.
Die Profis der Fischtown Pinguins kamen somit am Sonntag bestens gelaunt in Wolfsburg an. US-Stürmer Andy Miele (sprich: Mieli), im Sommer aus Wolfsburg nach Bremerhaven gewechselt, scherzte, er habe sich nicht verlaufen und die Gästekabine in der Wolfsburger Arena auf Anhieb gefunden. Ein paar Stunden später war die Laune der Gästespieler noch besser.
Die Fischtown Pinguins feierten am achten DEL-Spieltag vor 4593 Zuschauern einen 4:2 (0:0, 2:2, 0:2)-Sieg bei den Grizzlys; einen Erfolg, den sie sich mit einer geschlossenen Teamleistung, guter Defensive und drei Toren von Kapitän Jan Urbas verdienten. „Es war ein gutes Spiel mit sehr hohem Tempo. Wir haben unser Spiel gemacht und sind sehr happy mit den drei Punkten“, sagte Urbas nach dem Nordderby.
Wolfsburg und Bremerhaven, die beide schon Eishockey-Vizemeister waren, lagen vor dem Nordduell im oberen Tabellendrittel, gleichauf nach Punkten. Überhaupt gehören die beiden Mannschaften seit Jahren zu den stabilsten DEL-Vereinen – mit einem kleinen Aussetzer. Während die Fischtown Pinguins in der vergangenen Saison mit Coach Alexander Sulzer Tabellenrang drei nach der Hauptrunde belegten, kamen die Grizzlys und ihr Trainer Mike Stewart nur auf den elften Platz und verpassten die Play-off-Teilnahme. Man verzieh es ihm.
Stewart durfte trotzdem bleiben und ein neues Team für die Saison 2025/26 formen. So kamen zum Beispiel die Stürmer Sven Ziegler aus Iserlohn und Tyler Gaudet aus Düsseldorf. Es fehlt den Wolfsburgern allerdings seit acht Tagen der verletzte Topscorer Jimmy Lambert. Bremerhaven, das weiter auf die berühmte, bewährte Slowenen-Reihe mit Urbas, Ziga Jeglic und Miha Verlic bauen kann, verstärkte sich im Sommer unter anderem mit prominenten deutschen Profis wie Nico Krämmer, Bennet Roßmy oder Torhüter Leon Hungerecker, der am Sonntag auf eine Fangquote von 92,31 Prozent kam. Hungerecker hatte im torlosen und ausgeglichenen ersten Drittel schon einiges zu tun, wie auch sein Wolfsburger Gegenüber Dustin Strahlmeier. Beide Spieler leisteten solide Arbeit.
Jimmy Martinovic, Grizzlys
Im zweiten Drittel mussten beide Goalies schnell jeweils einmal hinter sich greifen. Zuerst schoss in der 21. Minute Gaudet das 1:0 für Wolfsburg, bevor zweieinhalb Minuten darauf Matthew Abt für Bremerhaven ausglich. Im weiteren Verlauf des Mittelabschnitts waren die Grizzlys zunächst näher am zweiten Tor als die Bremerhavener. Hungerecker zeichnete sich einige Male mit Paraden aus. Seine Vorderleute bedankten sich bald mit dem Treffer zum 1:2, erzielt von Urbas in der 36. Minute. Wieder folgte umgehend der Ausgleich, Matt White traf 70 Sekunden später zum 2:2.
„Es ist ein brutal hohes Niveau, heute entscheiden Kleinigkeiten“, sagte der Wolfsburger Jimmy Martinovic in der Pause vor dem Schlussdrittel, in dem sich die Rivalen zunächst weitgehend neutralisierten, bevor Urbas ein zweites Mal zuschlug. Nach Pass von Jeglic schoss er in der 52. Minute das 2:3. Diesmal kamen die Grizzlys nicht zurück. Captain Urbas machte schließlich den 4:2-Endstand mit einem Empty-Net-Goal perfekt – sein 400. DEL-Treffer.
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