■ Ungefilterte Nachrichten von Beobachtern & Kriegsherren: Trotz Zensur im Internet
Berlin (taz/AFP/dpa) – Wer sich für Propaganda und Gegenpropaganda, strategische Analysen und die Berichte des zensierten Senders „B 92“ über den Krieg im Kosovo interessiert, wird derzeit im Internet reichlich fündig. Auch wenn die großen Suchmaschinen noch nicht so gut auf den Konflikt vorbereitet sind wie seinerzeit auf die Levinski- Affäre, lassen sich doch gute Übersichten finden.
Als einziger großer Anbieter bietet Yahoo auf der Startseite einen direkten Verweis auf eine brauchbare Übersicht (www.yahoo.com/FC/World/Kosovo). Bei Infoseek (www.infoseek.com) muß man unter dem Stichwort „Kosovo“ eine Suchanfrage starten, bekommt dann aber eine Sortierung nach „proalbanischen“ und „proserbischen“ Internetadressen.
Die Universität von New York beherbergt das Nachrichtennetz „Global Beat“ (www.nyu.edu/ globalbeat/syndicate), in dem „Briefe aus Pristina“ veröffentlicht werden. Die Universitätsseite bietet zahlreiche Links zu anderen unabhängigen Webseiten und Internetmedien.
Daß sich das Internets einer Kontrolle entzieht, kommt vor allem dem unabhängigen Belgrader Radiosender B 92 zugute, der von der jugoslawischen Regierung zensiert wurde. Er ist weiter im Internet unter (www.b92.net) aktiv. Seine Seite ist zwar hoffnungslos überlaufen, wird aber von anderen Servern gespiegelt — und ist zum Beispiel gut unter den Adressen http:// helpb92.xs4all.nl/index1.html oder unter http://b92eng.opennet.org zu hören und zu lesen.
Die Nato (www.afsouth.nato.int) rechtfertigt die Luftangriffe auf ihrer Webseite mit Militärkarten und historischen Rückblicken. Das Weiße Haus (www.whitehouse.gov) stellt die Ansprachen von US-Präsident Bill Clinton ins Netz. Das US- Außenministerium (www.state.gov/www.regions/eur/kosovomore.html) veröffentlicht seine Lageberichte mit einem bis zwei Tagen Verspätung. Die Bundeswehr (www.bundeswehr.de) rechtfertigt die deutsche Beteiligung an der Militäraktion.
Deutlich aggressiver in der Aufmachung kommen die jugoslawischen Behörden daher: Mit Fotos und Details sucht das Informationsministerium (www.gov.yu/kosovo) die „Eskalation des albanischen Terrorismus im Kosovo“ zu belegen. Ein serbisches Infozentrum (www.serbia-info.com) vergleicht Clinton mit Hitler. Die Kosovo-Albaner (www.kosova.com) wiederum berichten über Vertreibung und Zerstörung durch die Serben. „Ärzte ohne Grenzen“ (www.doctorswithoutborders.org/missions/kosovo.html) informiert über die Leiden der Bevölkerung. Militärische Details über den Krieg im Kosovo bringt die Federation of American Scientists (www.fas.org/man), wo eine Gruppe von Militärexperten eine Quellensammlung angelegt hat. Natürlich gibt es auch zahlreiche E-Mail-Pinwände (usenet) zum Krieg – etwa über Yahoo. Auch bei CNN (www.cnn.com) beteiligen sich Tausende an den Diskussionsforen. urb
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