: UngarInnen wollen keine Direktwahl
■ Ergebnis der Volksabstimmung: Staatspräsident wird von Abgeordneten bestimmt
Budapest (dpa) - Ungarns Staatspräsident soll nach den ersten freien Parlamentswahlen im kommenden Frühjahr von den Abgeordneten bestimmt werden. Mit einer äußerst knappen Mehrheit von rund 7.000 Stimmen wurde damit nach dem inoffiziellen Endergebnis der Volksabstimmung vom Sonntag die direkte Wahl des Präsidenten durch das Volk Anfang Januar abgelehnt.
Für die am 7.Januar vorgesehene direkte Wahl hatte Ungarns regierende Sozialistische Partei (USP) unter ihrem Präsidentschaftskandidaten Imre Pozsgay plädiert. Mehrere Oppositionsgruppen hatten jedoch mit der Sammlung von über 100.000 Unterschriften eine Volksabstimmung über die Frage erzwungen.
Nach dem vom ungarischen Rundfunk unter Berufung auf die Landeswahlbehörde am Dienstag bekanntgegebenen inoffiziellen Endergebnis haben sich 50,1 Prozent (2.152.036 Stimmen) gegen die Direktwahl ausgesprochen. 49,9 Prozent (2.145.418) waren für die Januar-Wahl. Die Wahlbeteiligung war bei knapp acht Millionen Wahlberechtigten mit rund 58 Prozent deutlich höher als erwartet. Für die Gültigkeit der Volksabstimmung die erste in der Geschichte des Ostblocks - war eine Wahlbeteiligung von 50 Prozent erforderlich.
Auf die übrigen zur Abstimmung gestellten drei Fragen Auflösung der Arbeitermilizen, Offenlegung des Vermögens der USP, Verbot der Parteizellen an den Arbeitsplätzen stimmten etwa 95 Prozent mit „Ja“ und bestätigten damit frühere Entscheidungen des Parlaments. Das offizielle Endergebnis der Volksabstimmung soll am Donnerstag bekanntgegeben werden.
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