Unerhört 9 – Michael Grolm: "Wolf und Schaf zusammen"
Alles ging damit los, das Imker Michael Grolm, kein gentechnisch verunreinigten Honig verkaufen wollte. Jetzt ist er "Feldbefreier", rupft Gen-Mais vom Acker – und geht für seine Überzeugung ins Gefängnis.
„Wir möchten keinen gentechnisch verunreinigten Honig verkaufen“, sagt Imker Michael Grolm. „Meine Bienen fliegen sieben Kilometer in jede Richtung.“ Der Abstand zwischen Feldern mit herkömmlichen Pflanzen und solchen mit Gentechnik muss laut Gesetz aber nur 150 Meter betragen.
Da sei nicht einmal die Haftungsfrage geklärt: Was nämlich passiere, wenn seine Bienen, den gentechnischen Pollen aufs herkömmliche Feld eines anderen Bauern trage? „Dann kann es sein, dass wir dafür zur Rechenschaft gezogen werden“, meint Grolm.
Derzeit wird gentechnisch verändertes Saatgut ausgebracht in Feldversuchen. Für Michael Grolm ist das als sperrten wir "Wolf und Schaf zusammen ein – und schauen mal, was über bleibt. Das heißt dann 'Koexistenz' “.
„Es ist klar, wer dabei überbleiben wird und in Zukunft wird man uns erzählen, das haben wir nicht gewusst, jetzt haben wir halt überall Gentechnik, dann esst es doch bitte mal.“ Und weil Michael Grolm das nicht will, rupft er mit anderen "Feldbefreiern" von "Gendreck weg", gentechnisch veränderte Pflanzen wieder aus, bevor sie auskreuzen können. „Und wir bewahren damit das Drumherum, dass das nicht verseucht wird.“
Michael Grolm steht zu seinen Aktionen. „Wir laufen dann auch nicht weg, sondern lassen uns bereitwillig festnehmen und scheuen dann auch kein Gerichtsverfahren. Das ist dann ein Feldbefreier.“ Direkt nach diesem Interview mit taz.de musste er aus diesem Grund für mehrere Tage ins Gefängnis.
Und diese Aktionen haben auch Erfolge, sagt Grolm. „MON 810 ist ein genmanipulierter Mais, der einzige, der für den kommerziellen Anbau zugelassen war. Denn haben wir jetzt verboten bekommen. Wir haben Frau Aigner vor uns her getrieben.“
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