: Undurchsichtige Polizeirazzia
■ 500 Polizisten durchsuchten im Zusammenhang mit dem Braunmühl–Attentat in Düsseldorf mehrere Häuser Bewohner stundenlang festgehalten / Zwei Festnahmen / Zimmermann: „Kein Fahndungsdurchbruch“
Düsseldorf (ap/dpa/taz) - Auf Anordnung des Bundesgerichtshofes haben gestern insgesamt 500 Polizisten, darunter 200 Beamte des Bundeskriminalamtes, mehrere Wohnungen in der Düsseldorfer Kiefernstraße durchsucht. Als offiziellen Anlaß für die Großrazzia gab die Bundesanwaltschaft „Anhaltspunkte“ dafür an, daß in den durchsuchten Räumen „Beweismittel oder Spuren“ zu finden seien, die Aufschlüsse über den Mord an dem Diplomaten Gerold von Braunmühl liefern könnten. Von neun Uhr morgens an hatte ein Großaufgebot der Polizei die gesamte Umgebung der Häuser in der Düsseldorfer Kiefernstraße abgeriegelt, in der mehrere Wohngemeinschaften in teilweise besetzten Häusern leben. Nach Angaben der Polizei sollen bis vor kurzem in diesen Häusern zwei Personen gelebt haben, die zusammen Eva Haule–Frimpong am 2. August in Rüsselsheim verhaftet worden waren. Eva Haule Frimpong wird vom BKA dem Umkreis der RAF zugeordnet. Auf Ersuchen von Generalbundesanwalt Rebmann sollen bei der gestrigen spektakulären Polizeiaktion „alle Personen, die in den Räumen angetroffen werden, durchsucht werden“. Zwei Bewohner der Häuser in der Kiefernstraße wurden vorläufig festgenommen, doch, so gestand der Sprecher der Bundesanwaltschaft, Prechtel, ein, „die Festnahmen bedeuten zunächst gar nichts“. Obwohl die Durchsu chung offiziell in den Zusammenhang mit dem Attentat auf v. Braunmühl gestellt wurde, betonte die Bundesanwaltschaft, die Aktion richte sich „nicht gegen Beschuldigte oder sonst Verdächtige, sondern gegen Personen, die aufgrund der bisherigen Erkenntnisse nicht in eine konkrete Verbindung zu dem Mord an v. Braunmühl gebracht werden können.“ Wen oder was die 500 Polizisten in der Kiefernstraße suchten und was sie anderes wollten, als Fahndungsaktivität zu demonstrieren, blieb gestern weiter vage. Säckeweise schleppten maskierte Polizisten in Kampfanzügen bis in den Nachmittag hinein Papier aus den Wohnungen. In einigen Häusern wurden die Wohnungstüren eintreten. Die Bewohner mußten sich teilweise nackt ausziehen und auf den Fußboden legen. Auch diejenigen, die morgens darauf verwiesen hatten, daß sie zur Arbeit müßten, durften erst am frühen Nachmittag nach und nach die Wohnungen verlassen. Zimmermann: Kein Fahndungsdurchbruch Zeitgleich zu dieser Durchsuchungsaktion stellte Innenminister Zimmermann in Bonn dem Kabinett die auf der Innenministerkonferenz beschlossenen polizeilichen Maßnahmen zur „Terrorismusbekämpfung“ vor. Dabei erläuterte der Minister, daß trotz 500 Hinweisen bei der Fahndung nach den Mördern von Braunmühls bisher kein Druchbruch erzielt sei.
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