: Unblutig und stoppelfrei
■ Neuer Laser-Rasierer gegen Klingen
Bunsenbrenner
Vielen Männern steht es morgens im Gesicht geschrieben, zu welcher Rasur sie neigen. Verschorfte Wunden und sorgsam aufs Miniformat gebrachte Pflasterstreifen bezeugen die tägliche Marter. Das Brenngefühl beim Auftreffen des Rasierwassers ist prickelnder Beleg für die vielen kleinen unsichtbaren Mikroverletzungen. Das soll sich jetzt ändern. Pal Simon aus Warstein bringt einen Apparat ins Gespräch, der „makro- und mikroskopische Erosionen“ und „wiederholte Verletzungen“ durch die „uralte Rasurmethode“ beenden soll. Seine unblutige Alternative entfernt das Barthaar, ohne die Haut zu berühren. Ein Laserstrahl wird den Stoppeln den Garaus machen. Kernstück seiner Erfindung ist ein Laserkopf, der den Strahl für die Rasur erzeugt. Erfinder Simon beschreibt den Mechanismus im Detail:
„Der Rasierapparat weist eine Scherplatte mit einem schmalen Einlaßspalt auf, durch den das zu schneidende Barthaar eintritt, wenn die Scherplatte über die Haut geschoben wird. Da das Barthaar Pigment enthält, wird die Laser44strahlung im entsprechenden Frequenzbereich gut absorbiert. Der Laserstrahl durchtrennt das Barthaar in Nähe des Einlaßspaltes und wird vorzugsweise von der Stahlplatte reflektiert und von einer Fotozelle erfaßt. Diese dient als Unterbrechereinrichtung bei nicht sachgerechter Handhabung des Rasierapparats. Das Barthaar ist so fein, daß die Fotozelle diese nicht als Hindernis ansieht. Da die Laserenergie durch eine Optik extrem gebündelt wird, ist schon bei relativ niedriger Leistung der thermodynamische Effekt, daß heißt, die Schneidewirkung gut ausgeprägt. Das erzeugte Strahlenbündel ist bei möglichst geringer vertikaler Ausdehnung flächig ausgebildet; es trifft parallel zum Eintrittsspalt auf dessen Kante auf. Die Erzeugung eines solchen vorhangartigen Laserstrahls ist mittels Lasertechnologie problemlos möglich. Die Wärmequellenverteilung ermöglicht eine Kürzung des Haares auch über den Auftreffpunkt hinaus. Die seitliche Ausdehnung ist durch den Strahlenduchmesser und die Laserfrequenz beeinflußbar.“
Aber auch die Laser-Rasur hat Nachteile: Es stinkt unter Umständen nach verbranntem Haar. Der Erfinder weiß Rat: „Da mit dem Schneiden der Barthaare mit Laserstrahl eine Geruchsentwicklung verbunden sein kann, kann das Gehäuse des Rasierapparates mit einem Ventilator mit Geruchsfilter ausgestattet werden.“
Wichtigstes Hindernis bei der Markteinführung des Laser -Rasierers dürfte die Naßrasierer-Lobby werden. Da Schaum, Rasierer und Klingen nebst Blutstiller dann nicht mehr nötig sind, wird sich die Branche, wie Simon befürchtet, vehement gegen die Neuentwicklung sträuben. Bislang existiert der Laser-Rasierer nur auf dem Reißbrett in Warstein. Kapitalgeber mit Vertrauen zum Laserstrahl und starkem Bartwuchs wenden sich bitte an die taz -Wissenschaftredaktion.
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