: Unangebrachte Filmkritik
betr.: „ Rote Nelken mal antikommunistisch“, taz vom 10. 8. 05
Ich bin enttäuscht über ihre unfundierte und unangebrachte Kritik über den Film „Die Zeit der roten Nelken“ von Heidi Specogna.
Ich habe Nadja Bunke persönlich gekannt und bin überzeugt, dass sie diesem sicher schwierigen, jedoch auch ihr angemessenen Film ihre Zustimmung gegeben hätte. Nicht umsonst hat sie ihr vollstes Vertrauen ihrer Freundin, der Filmemacherin Heidi Specogna, geschenkt. Der Kritiker, Jörg Sundermeier, scheint einen Propagandafilm für den Kommunismus erwartet zu haben. Dies ist jedoch ein Film über das eindruckvolle Leben eines Menschen. Das System ist nur Teil der Geschichte. Sundermeier kritisiert, dass Specogna kein Wissen über Kommunismus besitze und sich nur (?) mit dem Menschen Nadja Bunke auseinander setze. Er hätte bemerken müssen, dass die Regisseurin durch die nahe Betrachtung dieses sehr wichtigen Zeitzeugen viel mehr über das frühere System des Sozialismus aussagt als es je ein kommunistischer Lehrfilm gekonnt hätte.
Das Einschlafen der Protagonisten bei einer Parteiversammlung zeigt den Alterungsprozess einer Kämpferin – das ist nicht witzig, sondern menschlich –, denn auch Parteisoldaten altern!
FLORIAN HOFFMANN, Berlin
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