Umzüge: Proteste gegen rechten Schick
150 Demonstranten gegen neuen "Tønsberg"-Laden. Der verkauft die umstrittenen "Thor Steinar"-Klamotten.
"Das ist eine bewusste Provakation", empört sich ein Anwohner. "Besonders hier in der Straße." Er steht vor dem am Freitag eröffneten "Tønsberg"-Laden in der Rosa-Luxemburg-Straße. "Die ist nach einer Antifaschistin benannt, und jetzt eröffnet hier so ein Laden!", schimpft der Anwohner. Denn Tønsberg verkauft im wesentlichen Klamotten der umstrittenen Marke Thor Steinar, die von der in Brandenburg ansässigen Firma Mediatex vertrieben wird.
Die wird zwar nicht vom Brandenburgischen Verfassungsschutz beobachtet, "Rechtsextremisten sehen jedoch in der Bekleidung der Firma Mediatex nach wie vor ein identitätsstiftendes Erkennungszeichen", sagt ein Sprecher des Brandenburger Innenministeriums. Weil Richter in dem runenartigen Thor-Steinar-Logo eine Nähe zu verfassungswidrigen Symbolen sahen, hatte der Anbieter der Marke sein Symbol leicht verändert.
Bisher gab es einen Tønsberg-Laden im Berlin-Carré an der Karl-Liebknecht-Straße. Doch der Eigentümer des Einkaufszentrums, die Wohnungsbaugesellschaft Mitte, hatte nach zahlreichen Protesten den Mietvertrag bereits im Sommer gekündigt - zum 31. Januar. Einen Tag darauf macht nur wenige hundert Meter ein neuer Tønsberg-Laden auf. Auch die Demonstranten sind mitgezogen. Ein Bündnis aus Grüner Jugend, Jusos, der Linken und Antifa hat zum Protest gerufen. "Wir finden es unglaublich, dass so ein Laden in der Mitte von Berlin aufmacht", sagte Juso-Bundeschefin Franziska Drohsel. "Wir hoffen, dass der öffentlich Druck dazu führt, den Laden zu schließen."
Rund 150 Menschen stehen mit Transparenten am Südende der Rosa-Luxemburg-Straße. Neun Einsatzfahrzeuge und hundert Polizisten haben die Bürgersteige in beide Richtungen gesperrt. Versuche der meiste jugendlichen Demonstranten, die Absperrung zu durchbrechen, scheitern am bestimmten Auftreten der Polizei. Trotz kurzer Rempeleien bleibt die Protestaktion ruhig. "Es gab keine Strafanzeigen oder nennenswerte Zwischenfälle", sagt Polizeisprecher Martin Messerschmidt. "Es war ein friedliche Demonstration."
Die Mitarbeiter des Geschäfts bekommen von dem Druck wenig zu spüren. Auf dem Verkaufstresen im Tønsberg liegt ein offener Brief "an unsere Kunden und Nachbarn". Darin wird eine Firma namens Protex GmbH als Betreiber des Ladens genannt. Alle Vorwürfe, rechtsradikales Gedankengut zu vertreten, werden zurückgewiesen. Protex hat laut Handelsregister denselben Geschäftsführer und den selben Firmensitz wie die Mediatex. NORMAN SEIBERT
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