■ Umweltorganisation empfiehlt Do-it-yourself-Begräbnis: Beerdigung im eigenen Garten
London (AFP) – Für ihre Neigung zum do it yourself sind die Briten weit über ihre Insel hinaus bekannt. Neu ist allerdings die Idee, dieses Verfahren auch auf Beerdigungen auszudehnen. Genau dies empfiehlt jedoch die Londoner Umweltorganisation „Natural Death Centre“. Wer seine Angehörigen selbst im Garten beerdige, spare nicht nur Geld – Opa oder Schwiegermutter könnten so auch nach ihrem Tod stets in der Nähe bleiben. Praktische Ratschläge enthält ein „Handbuch für natürliches Sterben“, das von der Organisation in Kürze herausgegeben werden soll.
„Die Menschen sind zunehmend unzufrieden mit den hohen Begräbniskosten von über 1.000 Pfund Sterling“ (etwa 2.400 Mark), sagt Nicholas Albery, ein Direktor des Natural Death Center. Auf 800 Pfund schätzt Albery die mögliche Ersparnis für jemanden, der auf das Do-it-yourself-Verfahren zurückgreift. Seine Mitarbeiter haben 2.800 Bestattungsunternehmen untersucht. Keines von ihnen sei in der Lage gewesen, einen Sarg für weniger als 150 Pfund anzubieten. Als billigere Alternative empfiehlt Albery den Kauf eines hinreichend großen Behältnisses beim örtlichen Tierfriedhof oder einen Auftrag an einen Schreiner.
Die Kostenfrage ist für den Direktor des Natural Death Center jedoch nicht der springende Punkt. „Manche Menschen haben ihre Hunde im Garten begraben und möchten selbst neben ihnen bestattet werden“, fügt der Direktor hinzu. Andere hätten einen kranken Menschen jahrelang versorgt und wollten ihn auch nach ihrem Tod in ihrer Nähe wissen, nicht auf einem weit entfernten Friedhof. Auch sei eine Gedenkfeier im eigenen Garten viel persönlicher, keine Fließbandabfertigung wie auf großen Friedhöfen. Der 45jährige Albery ist ausgebildeter Psychologe. Er stammt aus einer angesehenen britischen Schauspielerfamilie. Mehr als 3.000 Anfragen für „grüne Beerdigungen“ hat das Natural Death Center nach seinen Worten bereits erhalten.
„Es ist sehr wohl möglich und nicht einmal besonders schwerig, ein Begräbnis selbst zu organisieren“, heißt es in dem geplanten Handbuch. Auch Bedenken vor rechtlichen Hürden versucht das Natural Death Center zu zerstreuen: „Es ist völlig legal, Angehörige auf dem eigenen Grund und Boden zu beerdigen“, heißt es in dem Handbuch weiter. Nicht einmal eine Erlaubnis der Bau- und Umweltschutzbehörden oder des Gesundheitsamtes sei erforderlich.
In dem Handbuch stehen Adressen, wo biologisch abbaubare Leichensäcke und ökologisch günstige Pappsärge bestellt werden können. Auch wird detailliert beschrieben, wie die Leiche mit Trockeneis gekühlt wird, bis die Verwandtschaft eingetroffen ist. Wer umweltfreundlich beerdigen möchte, aber keinen eigenen Garten hat, der erhält Adressen von Krematorien, die auch Leichensäcke oder selbstgezimmerte Särge akzeptieren. Weiter werden in dem Handbuch New-Age-Klänge aus dem Synthesizer als Begräbnismusik empfohlen, und es wird beschrieben, wie man sich am besten durch Meditation auf das Sterben vorbereitet.
Albery betont, alle Empfehlungen seiner Organisation seien von Mitarbeitern der Umwelt- und Gesundheitsbehörden sorgfältig geprüft und für legal befunden worden. Lediglich bestimmte Regeln müßten eingehalten werden. So sei für Begräbnisse eine Mindesttiefe von einem Meter vorgeschrieben. Einschränkungen gebe es auch, wenn jemand an einer ansteckenden Krankheit gestorben sei. Eine Warnung allerdings wird von Albery nicht verschwiegen: Der Verkaufswert des Grundstücks könnte sinken, wenn ein Mensch dort begraben wurde. Allen Nacheman
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen