Umweltfreundliche Bahnen: Laut, aber freundlich
Die Bahn ist nicht nur umweltverträglich, sie ist auch noch schneller besser geworden als Autos oder Flugzeuge. Aber beim Lärm gibt es Probleme.
BERLIN taz | Zum Transport von Mineralwasserflaschen wird in Deutschland normalerweise der Lkw benutzt. Die damit schlechtere Ökobilanz im Vergleich zu Leitungswasser oder wenigstens regionalem Wasser versucht die Firma Danone, die hierzulande französische Wassermarken wie Evian und Volvic vertreibt, nun zumindest zum Teil auszugleichen: Die Entfernung – von den Quellen in den Westalpen und dem Zentralmassiv in drei Großlager in Deutschland – wird mittlerweile zu 80 Prozent von Zügen überwunden.
Eine logistische Großleistung, zumal der Wasserverkauf im Sommer deutlich höher als im Winter ist. „Wir vermeiden damit rund 26.000 Lkw-Fahrten pro Jahr“, so Heiko Gerling, Logistikchef des Unternehmens. Das entlaste die Umwelt und helfe, unabhängiger von künftigen Dieselpreissteigerungen zu sein.
Wie nötig ein solcher Umstieg im Kleinen für die Klima- und Umweltpolitik insgesamt ist, zeigen neue Zahlen des Umweltbundesamtes. Demnach ist die Bahn nicht nur der umweltverträglichste motorisierte Verkehrsträger, sondern sie hat ihren Vorsprung in den vergangenen zehn Jahren noch ausgebaut. Auch in Zukunft werde die Bahn der umweltverträglichste Verkehrsträger bleiben, selbst wenn man Verbesserungen bei Autos, Lkw, Schiffen und Flugzeugen einberechne, sagte der Chef des Umweltbundesamtes, Jochen Flasbarth, am Dienstag in Berlin.
So stießen Lkw – in Bezug zur Verkehrsleistung – derzeit etwa viermal so viel Treibhausgase aus wie die Bahn oder das Binnenschiff, so Flasbarth. Luftfracht sei sogar achtmal klimaschädlicher als Lkw-Transporte. Bei den Güterbahnen seien seit dem Jahr 2000 die Treibhausgasemissionen am stärksten gesunken.
Der geringste CO2-Ausstoß
Ein ähnliches Bild ergibt sich im Personenverkehr. Stieß die Bahn 2010 im Durchschnitt knapp 60 Gramm CO2 pro Personenkilometer aus, so waren es beim Auto 140 Gramm und beim Flugzeug im Inlandsverkehr 205 Gramm. Auch hier sanken die Bahnwerte am stärksten, und zwar auf 74 Prozent gegenüber dem Wert von 2010. Das Inlandsflugzeug landete bei 80 Prozent und das Auto bei 88 Prozent.
Flasbarth warnte die Bahnfans allerdings davor, sich zurückzulehnen. So sei die Lärmbelästigung durch den Schienenverkehr ein gravierendes Problem. Und wegen der geringen Zugdichte schnitten beim Flächenverbrauch, in Bezug auf die Verkehrsleistung, Flugzeuge und Autos besser ab als die Bahn.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israel, Nan Goldin und die Linke
Politische Spiritualität?
Matheleistungen an Grundschulen
Ein Viertel kann nicht richtig rechnen
Innenminister zur Migrationspolitik
Härter, immer härter
Nikotinbeutel Snus
Wie ein Pflaster – aber mit Style
Prozess gegen Letzte Generation
Wie die Hoffnung auf Klimaschutz stirbt
Börsen-Rekordhoch
Der DAX ist nicht alles