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Umstellung von BetriebenBio für Bauern immer attraktiver

Hauptgrund seien höhere Preise für Ökoprodukte, erklärt der Bauernverband. Der Ökobauernverband Bioland fordert mehr Subventionen.

Nicht nur für Konsumenten zunehmend attraktiv: Bioobst und -gemüse. Bild: dpa

BERLIN taz Immer mehr Landwirte erwägen, ihren Betrieb auf Bio umzustellen. Das ist das Ergebnis einer repräsentativen Umfrage, die der Deutsche Bauernverband (DBV) am Montag in München vorstellte. Demnach könnten sich 11 Prozent der befragten Betriebsleiter vorstellen, innerhalb der nächsten zwei bis drei Jahre "vielleicht" auf Ökolandbau umzustellen. Das seien deutlich mehr Landwirte als in den Vorjahren, sagte DBV-Präsident Gerd Sonnleitner.

Hauptgrund des Trends ist seiner Meinung nach, dass die Bauern für Bioprodukte in den vergangenen zwölf Monaten erheblich mehr kassierten als für konventionelle Ware. Das gilt sogar für die Milchbauern, die unter einem starken Preisverfall leiden. Immer noch bekommen Bioerzeuger über 13 Cent je Kilogramm mehr.

Und die Nachfrage nach Ökoprodukten nimmt weiter zu. Im vergangenen Jahr wuchs der Umsatz um 10 Prozent. Die Zahl der Ökohöfe legte aber um knapp 5 Prozent zu.

Der DBV und der größte Ökobauernverband Bioland fordern deshalb, dass der Staat die umstellungswilligen Landwirte verlässlich unterstützt. Was passiert, wenn das nicht so ist, wollte DBV-Experte Heinrich Graf von Bassewitz mit den Entwicklung in den Jahren 2005 und 2006 belegen: Damals habe es kaum Neuumsteller gegeben, weil die meisten Bundesländer speziellen Zuschüsse für Ökobetriebe ausgesetzt hatten.

Bioland verlangte, die Prämien kräftig zu erhöhen. "Die Bundesländer sollten den Positivbeispielen Bayern und Sachsen folgen", sagte Verbandschef Thomas Dosch. Schließlich sei die Förderung des Biolandbaus ein Beitrag zum Klima- und Gewässerschutz sowie zur Artenvielfalt.

Bassewitz kritisierte die obligatorische Herkunftskennzeichnung von Produkten nach der neuen Ökoverordnung der Europäischen Union. Sein Urteil: "Die geplante Umsetzung dieser Kennzeichnungspflicht ist aus unserer Sicht katastrophal und dient nicht der Verbraucheraufklärung." Es könne nicht sein, dass nicht das einzelne Land angegeben werde, aus dem die wichtigsten Rohstoffen stammten. Im Regelfall solle nämlich nur zwischen EU- und Nicht-EU-Herkunft unterschieden werden. "Wir fordern daher dringend, dass diese Regelung noch vor Inkrafttreten Mitte 2010 geändert wird", erklärte Bassewitz.

Auch darüber diskutiert die Branche ab Donnerstag auf der weltgrößten Ökomesse BioFach in Nürnberg, die in diesem Jahr ihr 20. Jubiläum feiert. Auf der Messe präsentieren rund 2.900 Aussteller Biolebensmittel, Naturtextilien und Naturkosmetik. Die Organisatoren erwarten nach eigenen Angaben mehr als 46.000 Fachbesucher.

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4 Kommentare

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  • BW
    b. w.

    Nochmal kurz: Mit "erster Grund" meinte ich den bzgl. Nitratkunstdünger. Denn mein allg. erster war ja "Vergiftung von Boden und Nahrungskette wird vermieden".

  • BW
    b. w.

    @ Johannes: Dein letzter Satz stimmt, aber das ist kein Widerspruch zu meinen Aussagen. Da hast du etwas hineingelesen, was nicht da steht. Vielleicht war es aber in der Kürze zu missverständlich. Daher die Ergänzung: Nitratkunstdünger verführt viele Landwirte offenbar leichter zu Überdüngung, als Bio-Landbau. Auch zu viel Vieh für zu wenig Fläche zu haben (was dann auch ohne Kunstdünger diesen Effekt hat), ist ebenfalls eine Untugend, die bei Bio-Landbau viel seltener ist, als bei konventionellem.

     

    Meinen ersten Grund (schon die Herstellung des Kunstdüngers) hast du übrigens völlig unterschlagen.

     

    Dazu kommt noch ein anderer Grund: Bei konventionellem Landbau werden fast immer auch Futtermittel verwendet, die extrem umweltschädlich in anderen Kontinenten erzeugt sind (z.B. Sojaplantagen in Südamerika) und dazu auch noch per Schiff nach Euorpa transportiert werden, was zusätzlich umweltschädlich ist (viele Fracht-Schiffe sind heute so etwas wie fahrende Müllverbrennungsanlagen ohne Filter - vom CO2 Ausstoß mal ganz zu schweigen).

  • J
    johannes

    an b.w.: es tut mir leid aber was sie erzählen stimmt nicht.

    Es macht für das Klima keinen Unterschied ob der Stickstoff zur Pflanzendüngung aus Kunstdünger, Mist, Gülle oder dem Anbau von Leguminosen (gerade während der Brache gibt es massive Emissionen und Auswaschungen bei ehemaligen Leguminosenstandorten) stammt.

    Wenn ein Landwirt unsachgemäß arbeitet kommt es IMMER zu Schädigungen für Mensch und Umwelt egal ob konventionell, integriert oder ökologisch.

     

    grüße

  • BW
    b. w.

    Die zwei nicht unwichtigsten Gründe für Bio-Landwirtschaft sind: Vergiftung von Boden und Nahrungskette wird vermieden, und Nitratkunstdünger wird vermieden, der nämlich sowohl extrem energie-intensiv in der Herstellung ist, als auch extrem klimaschädlich bei Überdünung, die in Deutschland trotz gesetzl. Regelungen, sehr oft der Fall ist. Dabei entseht dann sogenanntes Lachgas, welches mehr als 4 Mal so klimaschädlich ist wie Methan, und mehr als 200 Mal so klimaschädlich wie CO2.