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Archiv-Artikel

Umsatz explodiert

Die Düsseldorfer Waffenschmiede Rheinmetall freut sich über steigende Nachfrage bei Waffen und Autoteilen

Die nächsten Kunden kommen vielleicht aus Kuwait. Gerade war Rheinmetall-Manager Klaus Sander dort. Bei seiner Rückkehr in die Konzernzentrale nach Düsseldorf konnte er die Nachricht mitbringen, dass das Emirat Interesse am „Fuchs“ hat. Möglicherweise kauft der Wüstenstaat bis zu acht ABC-Spürpanzer.

Nicht nur Kuwait ist an Waffen und Munition aus Düsseldorf interessiert. Gestern veröffentlichte der Rüstungs- und Autozulieferkonzern die ersten Zahlen für 2006. Demnach konnte die Autozuliefersparte ihre Umsätze im ersten Quartal 2006 um 15 Prozent gegenüber dem Vorjahr steigern. Die Rüstungssparte verzeichnete 10 Prozent Umsatzwachstum im ersten Quartal. „Branchentypisch schwach“, befand das Unternehmen, nicht ohne zu versichern, dass der „Wachstumstrend ungebrochen“ sei. Insgesamt verkaufte Rheinmetall von Januar bis März 2006 Waffen und Munition im Wert von 286 Millionen Euro.

Waffentechnik hat bei Rheinmetall Tradition. Die „Rheinische Metallwaaren- und Maschinenfabrik Actiengesellschaft“, aus der Rheinmetall hervorgegangen ist, wurde 1889 überhaupt erst gegründet, weil der Hörder Bergwerks- und Hüttenverein selbst nicht genug Munition für das deutsche Kriegsministerium produzieren konnte.

Zwei Mal musste die Rüstungsproduktion indes reduziert beziehungsweise eingestellt werden: Nach 1918 untersagte der Versailler Vertrag dem Deutschen Reich, Waffen größeren Kalibers zu bauen. Nach 1945 durfte das Unternehmen zunächst gar nicht mehr produzieren. Erst ab 1950 wurden wieder zivile Güter herstellt, ab 1956 dann auch militärische. Für den ersten westdeutschen Nachkriegspanzer „Leopard“ entwickelte Rheinmetall den Geschützturm.

Heute stellt Rheinmetall zum Beispiel die Bordbewaffnung des Eurofighters her oder auch Mittelkalibergeschütze für Marineboote. Mehr als 60 Prozent der Rüstungsaufträge kommen eigenen Angaben zufolge aus dem Ausland. Mit der 120-mm-Glattrohrkanone schießen Leopard-Kampfpanzer ebenso wie US-amerikanische Abrams-Panzer. Die 120-mm-Kanone soll im Nahen Osten gleich auf mehreren Seiten im Einsatz sein. Israel hat sie laut einer Studie des Berliner Informationszentrums für Transatlantische Sicherheit (BITS) von 2005 in seinem Kampfpanzer „Merkava 3“, Saudi-Arabien und Ägypten in ihren „Abrams“-Kampfpanzern. DIRK ECKERT