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Umfrage des JahresWas lassen wir zurück?

Die Nullerjahre gehen zu Ende. Adieu Facebook-Fetischismus, Alcopops und Epidemien mit Tiernamen? Was würden sie in diesem Jahrzehnt zurücklassen?

Gleich zwei Nuller-Stigmata auf einmal: Oberlippenbart und Style-Brille. Mitnehmen? Bild: cydonna/photocase

Ein neues Jahr steht an, ein neues Jahrzehnt sogar. Da denkt man darüber nach, was war, was ist und was bitte schön kommen soll. Es ist eine irgendwie künstliche Zäsur, aber am Ende machen alle mit: Ziele werden gesteckt, Resümees gezogen und Hoffnungen geschürt.

Das vergangene Jahrzehnt war, nach der Euphorie der 1990er Jahre, eher ernüchternd und oftmals unerfreulich. Begonnen mit zwei Flugzeugen in New York und beendet mit einem Klimagipfel ohne Ergebnis. Da war vieles, was uns nicht gut getan hat oder was schlicht unnütz war: Das Wachstumsbeschleunigungsgesetz, Prosecco in Dosen, das

Dschungel-Camp, Facebook-Fetischismus, Hornbrillen, Paris Hilton, Hartz IV, Casting Shows, Oberlippenbärtchen, Krieg gegen den Terror, quietschpinke Gummischuhe, Klingeltöne, nach Tieren benannte Epidemien (die dann doch nicht so sehr um sich greifen, wie zuvor heraufbeschworen), Alcopops, exponentiell ansteigende Zahlen der

Die sonntaz-umfrage der Woche

Wer möchte, dass sein Beitrag zur sonntaz-umfrage nicht nur hier, sondern auch in der kommenden sonntaz erscheint, schicke bitte gleichzeitig per Mail ein jpg-Foto (zur Veröffentlichung) und eine Telefonnummer für Rückfragen an streit@taz.de. Redaktionsschluss: Dienstag, 29. Dezember, 21 Uhr.

Näheres zum Verfahren siehe im "Stichwort" rechts.

Depressionserkrankungen und kalte Füße bei der Klimaerwärmung.

Was soll folgen auf die trashigen 1980er, die giggeligen 1990er und diese 2000er, die wir noch nicht so richtig zu fassen kriegen? Wir können ja zumindest mal so tun, als würden die Karten neu gemischt und als würde es wirklich um eine Zäsur gehen, um eine, bei der wir selbst entscheiden können: Was brauchen wir nicht mehr und was lassen wir lieber im vergangenen Jahrzehnt zurück?

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19 Kommentare

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  • HM
    Helmut Maier

    "Ein neues Jahr steht an, ein neues Jahrzehnt sogar."

    Ein neues Jahrzehnt? T u t es das?

    Schon beim Beginn des dritten Millenniums unserer Zeitrechnung war der Streit groß, ob dies am 1.1.2000 oder erst am 1.1.2001 anfange. Mathematisch gesehen war nach dem fiktiven Geburtstermin Jesu ein Jahr vergangen (das Jahr 1 nach Chr.), als das Jahr 2 begann. Entsprechend waren zwei Jahrtausende erst vergangen, als das zweitausendste Jahr um war, also um Mitternacht am 31.12.2000. Aber die Faszination der drei Nullen bei 2000 ließ die Menschen allerorten den Jahreswechsel 1999/2000 als Beginn des dritten Millenniums feiern. Entsprechend wären jetzt seit diesem Zeitpunkt 10 Jahre vergangen und ein neues Jahrzehnt stünde vor der Tür.

     

    Aber wann beginnt ein Jahr?

    Beginnt es, wenn eine neue Jahreszahl geschrieben wird?

    Fängt es da an, wo die Tage wieder länger zu werden beginnen nach der Wintersonnwende?

    Warum gilt uns nicht der Beginn des Kirchenjahres als der Aufbruch in eine neue Einheit, nach der wir uns richten?

    Und wäre es nicht sinnvoll, uns jede Sekunde als den Beginn eines neu vor uns liegenden Jahres bewusst zu machen – so wie wir das mit dem Geburtstag als dem Beginn eines neuen Lebensjahres tun?

     

    Feiern wir also Neujahr als d e n einzig gültigen Beginn eines neuen Jahres und dieses Mal auch (fälschlicherweise?) als den Beginn eines neuen Jahrzehnts?

    Zu diesem Fragenkomplex habe ich das folgende Gedicht geschrieben:

     

    Zeitenwende

     

    Einstieg, Übergang, Fortgang.

    Beschwer. Unsicher. Hoffnung.

    Wiederholung oder Neubeginn?

    Die selben Herzschläge wie immer.

    Göttin sei Dank!

    Das Blut läuft durch die Adern.

    Gliedmaßen ordnen ihre Bewegungen

    den Möglichkeiten unter.

    Werden innere Gesichte

    von Wandlung?

    Aufbruch,

    wo der Verband

    zusammenhalten sollte?

    Die glücklichen Schritte des Kleinkinds:

    Näher komm ich dem Ziel

    aus eigener Kraft.

    Tänzelnde Zuversicht:

    Enttäuschung

    ist nur ein Verschieben

    von Möglichkeiten.

    Der Opa macht Hoppereiter

    und die Vertrautheit,

    sie wächst.

    Und das Neue wächst.

    Und das Alte wächst.

    Und die Zusammenhänge

    ordnen sich.

    Und es gibt mehr Gelegenheiten

    als die ergriffenen.

    Die meisten liegen dahinten.

    Nimmer ergeben sie sich

    auf die gleiche Weise.

    Aber was tut das

    zur Sache?

    Greif zu!

     

    Nachzulesen auch auf http://www.maier-lyrik.de/blog

  • A
    Amos

    Es ist wieder ein Stück Hoffnung zurückgelassen worden. Natürlich nicht für die, die Hoffnung der Masse zu ihren Gunsten abbauen. Der einzige Trost:

    Stirbt die Hoffnung,so stirbt auch die Angst.

  • L
    lutzindasky

    Zurücklassen? Mitnehmen ist eher das Ding. Man würde ja gerne zurücklassen, aber leider bleiben die Dinge nicht dort, wo wir sie abgelegt haben. Sie kommen zurück wie die Zombies. Die Gier z.B. Das Autokaufenmüssen z.B. der Palmölschwachsinn z.B. und so weiter und so fort. Was wir zurücklassen ist die Hoffnung, dass sich irgendetwas ändert.

  • L
    LJW

    Es war das Jahrzehnt der Schamlosigkeit und der Dreistigkeit. Es war aber auch das Jahrzehnt, in dem klar wurde in welchem Maße unsere westliche Demokratie nur ein Popanz ist, der die Massen ruhighalten soll, damit die Geschäfte der Mächtigen störungsfrei weiter die Natur, die Vernunft und den sozialen Halt der Menschen zerstören können und wir einem neuen Feudalismus entgegengehen, den eine weitgehend manipulierte Presse mit herbeijubelt und uns zu paranoiden Idioten machen will, die man leicht gegen alles Fremdartige aufhetzen kann.

    Doch besonders frappierend ist die Dreistigkeit des neoliberalen Fachismus, wobei die Skinheads in den Konzernzentralen, irgendwelche versoffenen Dummköpfe die Nazisymbole toll finden, als den Feind der Republik stilisieren können, der eigentlich sie selbst sind.

    Die Schamlosigkeit besteht heute primär darin, dass man seine sozialen Untaten offen zeigt und geradezu stolz darauf ist.

    Es scheint nur noch zwei Möglichkeiten zu geben. Entweder man ist ein Geschäftemacher, der sowohl mit oder ohne Gesetz (je nach Effizienz) arbeitet und an der Macht partizipiert oder man will ehrlich, aufgeklärt und selbstbestimmt leben und ist in diesem Fall schon als Systemgegner verdächtig und wird behindert oder gar verfolgt, wenn man nicht bereit ist sich der submissiven Masse anzugleichen...

  • AD
    Axel Dörken

    Die Struktur der Angst.

     

    Egal, ob es uns Menschen bewusst ist oder auch nicht, wir haben alle unser Leben auf den Strukturen der Angst und der Liebe aufgebaut.

     

    Die der Angst drücken sich in Risikokalkulationen und Sicherheistdenken aus. Praktisch alles, was wir an Unangenehmem erleben ist durch due Struktur der Angst erschaffen worden. Morphogentisch betrachtet.

     

     

    Als erschaffen wir doch einfach mehr auf der Struktur der Liebe. Die systemischen Aspekte, die zu Neid und Gier, zu Zweifel und Sorgen führen und die sich in all unseren entsprechenden Erlebnissen eben systemisch fortsetzen, sind bei einem Leben, das auf der Struktur der Liebe aufgebaut ist, außen vor.

     

    Ergebnisse der Struktur Liebe: Hoffen, sich selbst und anderen trauen, leichteres Loslassen von mittlerweile Überholtem und Annhemen von Zeitgemäßem, einfachere Aufgaben- und Konfliktlösung, Gesundheit, Freiheit, Basisdemokratie, Bedingungsloses Grundeinkommen, etc.

     

    15 Millionen Menschen im Jahr würden mehr überleben, wenn wir uns mehrheitlich der Struktur der Liebe zuwenden und sie ausdrücken würden. Dass ist die Zahl der Menschen, die por Jahr von uns entweder wissentlich ermordet werden oder derer wir uns der Mittäterschaft schuldig machen, weil wir uns mehrheitlich weiterhin den Wohlstand von 4 Milliarden Menschen auf dem Rücken der restlichen 4 Millarden Menschen "gönnen".

     

    Eine Struktur der Liebe macht das undenkbar.

  • AM
    Alter Mann

    Nichts. Man weiß nie, welchen Scheiß man noch brauchen kann. In 10 Jahren wissen wir, was wir wegwerfen können. Jetzt zu verlangen irgendwelche harmlosen Internetseiten, anderes Computerzeugs, Politiker und Ähnliches zurückzulassen, ist sowohl infantil als auch kurzsichtig. Es wird ohnehin alles schlimm bleiben nur eben anders und mit der Zeit wächst das Gefühl, dass das neue andere und schlimme Etwas eben schlimmer ist als das früher.

    Das einzige was wir lassen könnten, wäre es dämliche Resumees in wissend nickender Pose zu dem noch andauerndem Zeitgeist von uns zu geben.

    In diesem Sinne: Frohes Neues.

  • M
    Mastercaster

    Was zurückgeblieben ist und zurückbleiben sollte, is die gesamte Email- und Chatspreche wie rofl, liebguck und anderer Hirntorf...Die süßen Smileys dürfen natürlich bleiben ;)

  • ...

    Böses Facebook - wo sich alle freizügig geben und Bilder von sich einstellen. Besser im Schwimmbad im Urin fremder Menschen seine Bahnen ziehen, nicht? Oder in einer Kneipe aber so besoffen sein dass alle (auch Fremde) die angebräunten Arschrillen sehen können. Oder am Baggersee, wenn man aus Versehen das Handtuch fallen lässt. Im Grunde müsste man sich in ein Tuch hüllen um unerkannt und unbeobachtet und vollkommen privat durch die Welt zu wandern. Facebook ist ein lustiges Spielzeug. Und eine Kontaktbörse, auch ein Ort für Wichtigtuer - wie die Welt. Ja, ich weiß. Dieses verdammte Internetz! Macht alles kaputt.

  • M
    Martin

    Ich lasse zurück: meinen Glauben, der Mauerfall hätte die Welt besser gemacht. Meinen Glauben, nach dem Ende des Ost-West-Konflikts bräuchte die größte Militärmacht der Welt keine 'Verteidigung' mit den höchsten Ausgaben für Rüstung und Menschentötungen seit Beginn unserer Menschheit. Meinen Glauben nach den erwiesenen Kriegslügen des Präsidenten Bush würde der Massenmörder zur Anklage kommen. Meinen Glauben, nach den unerträglichen Folterungen von Menschen durch die CIA würden die Folterknechte zur Verantwortung gebracht, die das Stadium des menschlichen Lebens nie erreicht haben. Meinen Glauben, dass man Menschen hilft, die erbarmungslos in einem Ghetto in Ruinen aushungern, lasse ich zurück, während eine Filmindustrie eine frühere erbarmungslose Vernichtung von Menschen immer wieder zu ihrem kassenfüllenden Spektakel macht und ausweidet.

  • S
    smast

    Die Stylepolizei (egal welcher Subkultur) kann gerne zurückbleiben.

     

    Das sogenannte Unterhaltungsfernehen, Edutainment, Reportagen, Chart- bzw. Talentshows etc. gefolgt von der ewig gleichen TV-Comedy Einheitsbesetzung.

  • A
    Armin_Ulrich

    Was man zurücklassen sollte sind z.B. das Neue-Macher-Deutsch: zielführend, zeitnah (hier in diesem Land ist überhaupt nichts zeitnah)

    Über allen Gipfeln ist Ruh - zeitnah ruhest auch Du

     

    Dann die völlig sinnfreien Anglizismen, die oft auch noch falsch gegraucht werden: "chilling" z.B. wird manchmal mit "aufregend" gleichgesetzt - heißt aber "einfrierend"

  • J
    joeyyy

    Meine Ex: Abgefunden.

    Meine Jungs (sind jetzt selbständig): Abgenabelt.

    Zirka 5 Kilo Speck: Abgenommen.

    Tschootsch Dabbeljuh Busch: Abgedankt.

    Bobby Enke: Abgefahren.

    Schröder: Abgetreten.

    Intakte Umwelt: Abgenutzt.

    Unbehandelte Milch: Abgelaufen.

    Staatszugriffsfreie Aktiengewinne: Abgegolten.

    Fässer in Asse/Gorleben: Abgelagert.

    Kursk: Abgesoffen.

    Weihnachts- und Neujahrsansprachen: Abgedroschen.

    Öttinger: Abgeordnet.

  • V
    vic

    Merkel, Guttenberg, Westerwelle, usw, usw...

  • TN
    tut nix zur sache

    Zuruecklassen:

    (1. leute , die keine ironie verstehen (siehe spaki))

    2. emostyle//

    einen "mix aus american- apparel und vintage" tragende- electro/minimal hoerende-hornbrillen auf der nase- habende- moechtegern-individualisten und die daraus logisch folgende facebook/my space- selbstdar- und- verstellung

    3. michael jackson

    4. "twittern", Buschfunken, gruscheln.

     

    und so.

  • S
    schwimmer

    Ich lass alle Unwörter zurück. Hoff ich.

     

    inklusive "Bio-" ...

  • S
    Sohnemann

    Zurücklassen würde ich gerne:

     

    MUTTI MERKEL.

  • S
    Spaki

    Jo Digger Spuki jetzt hastes ja selbst doch gemacht hihihi

  • M
    Mutter

    Die schlimme, rückwärtsgewandte und peinliche Diskussion um das Betreuungsgeld. Wäre schön, wenn Sie überflüssig würde und das Geld anderweitig vergeben. Stichwort Kita-Ausbau.

  • S
    Spuki

    Diese Unsitte in Blogs, beziehungsweise dessen Kommentarfunktion, einfach nur "Erster" zu schreiben. Das ist wirklich total bescheuert.

     

    BTW: Erster.