Umbau bei Springer: Neue „Welt“-Ordnung
Stefan Aust richtet „Die Welt“ neu aus: Aus 14 Ressorts werden zukünftig acht. Bis zu 50 Stellen könnten dem zum Opfer fallen.
Online will er weg vom “Metered Model“, bei dem pro Monat 20 Artikel frei zu lesen waren, und welt.de ein „Freemium“-Modell verpassen: Hochwertige Inhalte sollen per se hinter einer Paywall stehen. Zudem wird die Anzahl der Ressorts verkleinert. Aus 14 werden acht. So sollen die bisherigen Ressorts Stil, Reise, Auto sowie Boote & Yachten künftig in „Stil und Reise“ zusammengefasst werden.
Das Ressort „Deutschland (Hintergrund)“ subsumiert das Investigativ-Team und das Titel-Thema. Das Forum wird Teil des Politik-Ressorts. Wissen und Vermischtes werden in „Life and Science“ zusammengeführt. Kultur, Wirtschaft, Sport und Außenpolitik bleiben unangetastet.
Die Ressorts sollen von Doppelspitzen geführt werden, wobei der eine Part für Welt und Welt Online zuständig sein soll und der oder die andere LeiterIn für die Welt am Sonntag. Außerdem soll es auch wieder Redakteure, Autoren und Reporter geben, die sich entweder hauptsächlich ums Aktuelle oder die Wochenendzeitung kümmern sollen.
Gegenüber dem Branchendienst Meedia erläuterte Aust, dass er Recherche und Investigation auf der einen und die Produktion der Inhalte auf der anderen Seite voneinander trennen wolle: „Wir wollen mit der Recherche-Initiative die Beschaffung exklusiver Stoffe verstärken.“
50 Stellen weniger
Und das soll mit bis zu 50 Stellen weniger funktionieren. So viele könnten Austs Programm zum Opfer fallen – und zwar nur bei der Welt, nicht beim Fernsehsender N24, der seit 2013 zu Springers blauer Gruppe gehört, wie es auf Nachfrage bei einer Mitarbeiterversammlung am Mittwochnachmittag hieß.
Aust schubst damit vieles um, was sein Vorgänger Jan-Eric Peters aufgebaut hat. Peters, der Ende 2015 hausintern zum Springer-Samsung-Projekt „Upday“ gewechselt ist, hatte mit dem Online-to-Print-Modell voll auf Welt.de gesetzt. Aust preist nun eine Redaktion der drei Geschwindigkeiten: Quasi-Echtzeit-Aktualität via Welt.de und N24. Stunden- und Tagesaktuelles, das hinter der Paywall und in der Zeitung stehen soll und der Wochenrhythmus, der sich in der Welt am Sonntag niederschlagen soll.
„Aller Erfolg bei Reichweiten, Klickraten und in sozialen Netzwerken kann nicht darüber hinwegtäuschen, dass wir auch Geld verdienen müssen, um die Existenz dieses Unternehmens zu sichern“, begründet Aust die Schritte, die schon zum 1. April umgesetzt werden sollen.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Israelische Drohnen in Gaza
Testlabor des Grauens
Bundeskongress der Jusos
Was Scholz von Esken lernen kann
Politikwissenschaftlerin über Ukraine
„Land gegen Frieden funktioniert nicht“
Proteste bei Nan Goldin
Logiken des Boykotts
Bündnis Sahra Wagenknecht
Ein Bestsellerautor will in den Bundestag
Schwedens Energiepolitik
Blind für die Gefahren