: Ultimatum an bosnische Muslime
■ Kroaten und Serben nehmen Zugeständnisse zurück
Sarajevo/New York (AP/dpa) Nach den Serben haben nun auch die Kroaten in Bosnien-Herzegowina ihre Gebietskonzessionen an die Muslime zurückgezogen. Das selbsternannte „Parlament“ der bosnischen Kroaten beschloß gestern in der Adriastadt Neum, alle derzeit von Kroaten besetzten Gebiete zu halten. Die Kroaten setzten den Muslimen ein Ultimatum bis zum 15. Oktober; wenn diese bis dahin den Genfer Friedensplan nicht annähmen, dann werde auch die herzegowinische Hauptstadt Mostar nicht unter den Schutz der EG gestellt.
Die bosnischen Serben wollten die schon verkündete Rücknahme ihrer Zugeständnisse gestern in einer Sitzung ihres Parlaments in Banja Luka auch formell beschließen. „Wir haben Zugeständnisse gemacht, damit der Friedensplan angenommen werden kann“, sagte Parlamentspräsident Krajismik, „dafür gibt es jetzt keinen Grund mehr.“ Die Serben kontrollieren 70 Prozent Bosniens, nach dem Friedensplan wären ihnen 52 Prozent des Landes zugefallen.
Selbst die muslimischen Teile seines Landes sind nicht mehr voll unter der Kontrolle des bosnischen Präsidenten Izetbegović. In der abtrünnigen „Autonomen Region Westbosnien“ um die Stadt Bihać stellte sich anscheinend ein Großteil der muslimischen Soldaten hinter Izetbegovićs Widersacher Fikret Abdić. Die meisten dieser Soldaten stammen aus der Region.
Im Streit der UNO mit Kroatien um die Verlängerung des Mandats der dort stationierten 14.000 Blauhelme zeichnete sich gestern ein Kompromiß ab. Nach Einschätzung von Diplomaten wollte der Weltsicherheitsrat gestern abend eine zweimonatige Mandatsverlängerung beschließen. Gleichzeitig will die UNO Druck auf Belgrad machen. Es soll seinen Einfluß auf die Krajina-Serben nutzen, damit diese Zagreb die Souveränität auch über das von Krajina- Serben besetzte Viertel Kroatiens zubilligen. Im Gegenzug könnten die Sanktionen gegen Rest-Jugoslawien aufgehoben werden.
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