Ulrike Winkelmann: Konnys Kosmos
Die taz muss der Ort sein wollen, an dem alles Wichtige, Progressive, alles Zukunftsweisende, also alles, was die Welt zu einem besseren Ort macht, zuerst passiert, soll heißen: jetzt. Warum nicht schon gestern? Und was ist eigentlich dein Anteil daran?
So erlebe ich Konny Gellenbeck, seit ich sie zum ersten Mal traf. Wobei hier jetzt Definitionen nötig sind: „taz“ ist nicht etwa nur die Zeitung oder der mittlerweile ganze Schwung an Kanälen, auf denen wir schreiben, reden, senden, eben Journalismus machen. Die taz ist bei Konny ein Gefüge, ein Kosmos, in dem Menschen zusammenkommen, um bestimmten Ideen zu folgen, sie gemeinsam so umzusetzen, dass die Gesamtmenge an Solidarität, Gerechtigkeit, Schutz, menschlicher Wärme wächst.
Das Stichwort „wachsende Gesamtmenge“ ist hier zentral, denn Konny ist keine Anhängerin von Nullsummenspiel-Theorien – etwa nach dem Muster: Was wir in das, sagen wir, Weißrusslandprojekt stecken, fehlt dann doch aber beim, sagen wir, Irak-Syrien-Projekt. Nein, Konnys Ansatz ist eben nicht physisch, also materiell und damit auf endliche Ressourcen angewiesen. Konnys Kosmos ist auf Ausdehnung angelegt: Gute Ideen gebären mehr gute Ideen, idealistische Energie kann sich aus sich selbst heraus vervielfachen.
Dazu braucht es freilich eine Person, die weiß, welche Kräfte man dazu kollidieren lassen, miteinander reagieren lassen muss: Konny. Konny würde nie ein paar E-Mails schreiben, wenn sie etwas vorhat, dann gucken, wer sich meldet, und na ja, vielleicht sind das dann genug, dass man etwas hochziehen kann. Konny weiß um die Macht der realen Begegnung mit lebendigen Menschen, an dieser Stelle ist sie komplett physisch. Sie marschiert stets an den Schreibtisch, fischt im Treppenhaus ab, steht im Türrahmen: Wir bräuchten. Wir müssten. Sollte man nicht.
Doch, sollte man. Eigentlich muss man sofort. Vielleicht hat Konny mit ihren eigenen Naturgesetzen recht. Energiemengen können eben doch wachsen: Wärme kann sich in Bewegung verwandeln und sie vermehren. Bewegung kann sich in Wärme verwandeln und sie vermehren.
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Die taz als Kosmos ist gewachsen dank Konny, und wir sind durch Konny gewachsen – als Zeitung, aber eben auch als linkes, aufklärerisches, solidarisches Projekt, als Gemeinschaft. Und als Idee.
Ulrike Winkelmann ist Chefredakteurin der taz.
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