Ulrike Gerhardt, Autorin und Kuratorin: Einblick (753)
Ulrike Gerhardt ist eine Kulturwissenschaftlerin und Kuratorin aus Berlin. Ihr aktuelles Projekt nennt sich „D’EST. Eine multikuratorische Onlineplattform für Videokunst aus dem ‚Osten‘ und ‚Westen‘", ein digitales Archiv mit Videoarbeiten von Frauen* und Kollektiven (siehe Bilderreihe im Programmteil). Ihr wissenschaftliches Interesse gilt der Verflechtung von Kunst und Geschichte; für ihre Promotion an der Leuphana Universität Lüneburg untersucht sie Videokunst, die sich mit dem Postsozialismus als einer globalen Kategorie auseinandersetzt. Sie schreibt für zahlreiche Magazine und Publikationen.
taz: Welche Ausstellung in Berlin hat dich zuletzt an- oder auch aufgeregt? Und warum?
Ulrike Gerhardt: „wildes wiederholen. material von unten“ finde ich sehr gelungen. Kurz vor dem 30-jährigen Wendejubiläum geht es in diesem Projekt um die noch unzureichenden Repräsentationen gelebter Erfahrungen in der kollektiven Erinnerung an die DDR, insbesondere von Frauen*, Lesben, trans*Menschen und People of Color.
Welches Konzert oder welchen Klub in Berlin kannst du empfehlen?
Da ich vielseitige Verbindungen dorthin habe, bin ich häufig bei District Berlin, kein Klub, aber ein Ort, an dem künstlerische und kuratorische Forschung, Performativität und kulturelle Bildung in Beziehung zueinander gesetzt werden, orientiert an queer-feministischen, antirassistischen und dekolonialen Ansätzen. District ist inzwischen auch eine Community, in der die Machthierarchien im Flux sind.
Welche Zeitschrift/welches Magazin und welches Buch begleitet dich zurzeit durch den Alltag?
Seit der ersten Ausgabe bin ich Fan des Kajet Journals, herausgegeben von Petrică Mogoș und Laura Naum. Das aktuelle Heft „On Utopias“ (2018) entwickelt eine neue „Futurologie des ‚Ostens‘“.
Was ist dein nächstes Projekt?
Im Januar geht es nach Tallinn für das Festival „TOKSI-LINE. feminism – environment – geopolitics“. Dort werde ich die Videokunstplattform D’EST vorstellen, die ich gemeinsam mit 15 Kuratorinnen erarbeitet habe. Das Projekt reist 2019 voraussichtlich nach Riga, Oberhausen, Beijing und Tel Aviv.
Welcher Gegenstand/welches Ereignis des Alltags macht dir am meisten Freude?
Mir macht es Spaß, Theorie und Kunst zu verbinden, monohistorische Narrative zu desorganisieren und ethisch verantwortungsbewusst zu arbeiten: Der feministische „Code of Practice“, auf den ich bei WORK WORK WORK von Karma LTD. Extended in der Acud Galerie gestoßen bin, ist ein institutioneller Arbeitscodex, der mich inspiriert.
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